Besuch von Aliens?

In Thalheim ist am Samstag, den dritten Juli 2004 ein Kornkreis mit mehr als 100 Metern Durchmesser entdeckt worden. Schabernack oder das Werk von Ausserirdischen?

Tele Züri vom 6. Juli 2004
Original im WMV-Format, 2:45 Minuten,1,92 MB
Tele Züri vom 19.7.
Original im WMV-Format, 3:03 Minuten, 2,2 MB
SF DRS vom 7.10. (Schweiz aktuell)
Original im WMV-Format, 4:40 Minuten, 3,21 MB

Tele Züri, 25. Januar 2005
Original im WMV-Format, 2:59 Minuten, 921 KB

……….. huch, ….. was ist das hier, ein weiteres Zeichen?

[Kornkreis-Aufnahme 1] [Kornkreis-Aufnahme 2] [Kornkreis-Aufnahme 3]

Tages-Anzeiger vom 07.07.2004
Staunen über Kornkreis Ein Nachtbubenstreich?

Schaulustige und Experten staunen

Thalheim. – «Rund 2000 Quadratmeter beträgt die plattgewalzte Fläche», schätzt Guido Roggensinger. Er hat wenig Hoffnung, dass die Halme bis zur Ernte in drei Wochen nochmals aufstehen. Auch ohne Medienberichte verbreitete sich die Nachricht übers Wochenende, und am Montag stapften bereits Schaulustige unverfroren durchs Korn. Damit der Schaden nicht noch grösser wird, hat der Bauer das Feld gestern Dienstag eingezäunt.

Ein Nachtbubenstreich?

Wie die Figuren im Korn entstanden sein könnten, darüber rätselt Guido Roggensinger. «Ich könnte mir vorstellen, dass da Nachtbuben subtil mit einer Walze gearbeitet haben.» Und wie kam die Walze mitten ins Feld, ohne jede Spur? «Ich weiss auch nicht», lacht der Bauer.

Der Thurtaler Kornkreis hat auch die Fachleute angelockt. Thomas Peterlunger, Peter Jetzer und Werner Anderhub sind dem Phänomen Kornkreise in der Schweiz seit einem Jahrzehnt als Hobbyforscher auf der Spur. Sie dokumentieren ihre Beobachtungen und Überlegungen auf einer Homepage. Peterlunger ist am Montag aus Murten ins Thurtal gereist. Er äussert sich vorsichtig: «Die Geometrie ist interessant.» Ob es sich um «echte» Kornkreise oder um Nachahmungen handle, lasse sich aufgrund des ersten Eindrucks nicht klar sagen. Gewisse Unregelmässigkeiten würden eher die Nachtbubentheorie des Landeigentümers stützen. Als «echte Kornkreise» bezeichnet die Dreiergruppe Figuren, bei denen jegliche Spuren von menschlichem Einwirken fehlen.

Und wie entstehen die echten? «Dazu gibts bis heute nur Hypothesen», sagt Thomas Peterlunger. Sie entstünden durch Erdstrahlung, meinen die einen, durch Pilzbefall andere. Sie seien das Werk von Ufo-Besatzungen, mutmassen die dritten. (hgi)


Neue Zürcher Zeitung vom 8.7.2004
Zürich und Region

Ausserirdische im Thurtal?

Kornkreis in Thalheim lockt zahlreiche Schaulustige an

Höber H. hhö. «Ich spüre die Energie, wenn ich meine Hände über den auf dem Boden liegenden Ähren ausbreite», sagt Ruth Müller aus Winterthur, die den Kornkreis in Thalheim im Thurtal besichtigt. Sie ist überzeugt, dass Ausserirdische mit den Erdenbürgern kommunizieren wollen und dabei über eine höher entwickelte Technologie verfügen als die Menschen. Eine andere Frau verlässt totenbleich das Weizenfeld. Eigenartig ist, dass die Figur – eine Art Windrose mit einem Durchmesser von 105 Metern – in der letzten Vollmondnacht auf den Samstag entstanden ist.

Landwirt Guido Roggensinger (Thalheim) berichtet, dass er die Bescherung auf seinem Land am letzten Samstag entdeckt hat. Vom Bauern verstehe er etwas, nicht aber von Kornkreisen, sagt er. Tatsache ist, dass sich die Kunde von diesem Phänomen wie ein Lauffeuer verbreitet hat. Dutzende von Schaulustigen kreuzen jeweils am Feierabend auf, um das zwischen Gütighausen und Thalheim liegende Wunder zu besichtigen. Auch der professionelle Kornkreisforscher Thomas Peterlunger ist am Ort des Geschehens aufgetaucht, um die Echtheit des Phänomens zu überprüfen, denn es gibt immer wieder unprofessionelle Nachahmungen. Das Bild in Thalheim – die ineinander greifenden Drittelbögen werden durch einen Kreis zusammengehalten – hat Peterlunger als einen der präzisesten Kornkreise bezeichnet, den er je gesehen hat. Ob es sich um eine Nachahmung handelt, sagt er nicht. – Karin Joss aus Dällikon ist fasziniert von der Geometrie des Gebildes. Bemerkenswert sind die messerscharfen Abgrenzungen der zwei und drei Meter breiten Bögen innerhalb des Kreises. Die meisten Besucher zeigen sich beeindruckt von dieser Erscheinung, die «phantastisch, cool und wunderbar» sei. Dennoch gibt es Zweifler, doch können sie die Frage nicht beantworten, ob ein Bauer nachts innert kurzer Zeit, ohne Licht und Motorenlärm, ein derartiges Piktogramm in ein Weizenfeld zaubern kann. Damit Guido Roggensinger den Ernteverlust einigermassen auffangen kann, muss ihm jeder Besucher einen Obolus von fünf Franken entrichten, wenn er das Gebilde besichtigen will.


Tages-Anzeiger vom 8.7.2004:
Guido Roggensinger, Bauer und Kornkreis-Manager

Der Bauer weiss nicht, was er glauben soll

Von Heinz Girschweiler, Thalheim

Guido Roggensinger lehnt – halb belustigt, halb ungläubig – an der Seitenwand seines Autos auf einem Feldweg im zürcherischen Thurtal. Das Natel am Ohr, wimmelt er einen Anrufer ab: «Weisst du, ein Fotograf ist hier, eine Frau von der ‹Thurgauer Zeitung› und ein Reporter vom Tagi.» Es läuft rund bei Roggensingers in Thalheim an der Thur. Ein solches Interesse für ein Weizenfeld haben Guido und seine Frau Gabi noch nie erlebt.

Angefangen hats am letzten Samstagmittag. Weil er in der Nacht zuvor das Züri-Fäscht besucht hatte, legte sich der 33-jährige Bauer mit Schlafmanko nach dem Mittagessen ein bisschen aufs Ohr. Seine Cousine weckte ihn. «Was hast du mit deinem Kornfeld angestellt, da liegen grosse Flächen am Boden», fragte sie. Der Bauer hielt mit ihr Nachschau. Beim Hinfahren verfluchte er den Nachtbuben, der sein Feld – wohl mit einem Auto – verwüstet hatte. Doch eine genauere Inspektion ergab, dass die Sache komplizierter war. Keine Autospuren, nichts. Und schöne geometrische Figuren schienen es zu sein. Die Halme des Weizens waren nicht geknickt, sondern umgelegt. Übrigens alle schön im Uhrzeigersinn, wie stets bei Kornkreisen. Roggensingers Cousine Isabella Bölsterli war die Erste, die den Begriff Kornkreis (TA vom Mittwoch) in den Mund nahm. Guido kannte das Phänomen gar nicht. Ein paar Tage später kann er sich immer noch keinen rechten Reim machen auf die Sache. «Ich weiss doch überhaupt nicht, was ich glauben soll», meint er zur Frage, welche Erklärung er für die geometrisch perfekten Kreisfiguren in seinem Feld habe.

Bei allem Staunen und Kopfschütteln möchte Guido Roggensinger die Erfahrung der letzten Tage aber nicht missen. Die Unterstellung von Kritikern, er habe den Kornkreis womöglich selber angebracht, weist er lachend ab: «Wenn ich geahnt hätte, was ein Kornkreis auslöst, hätte ich tatsächlich versucht, selber einen herzustellen.» Die Leute und ihre Theorien faszinieren den Bauern völlig. Frauen und Männer schreiten singend durchs Feld, andere legen sich auf die flach gelegten Halme, um Energie aus dem Kosmos zu tanken, die Dritten kommen ganz verstört aus dem Feld zurück.

Eine Frau mit einer schmerzhaften Gliederkrankheit verliess den Kornkreis nach kurzer Zeit leichenblass. Die Schmerzen waren für sie unerträglich geworden. Ihr Mann erkundigte sich, wie lange der Kornkreis noch erhalten bleibe. Wenn sich herausstelle, dass dessen Energie seiner Frau helfe, kämen sie zurück. Am Sonntag waren drei Kornkreisforscher im Feld und vermassen es. Am Montag folgten in der Luft die Helikopter mit Fotografen und am Boden erste Schaulustige. Bis gestern Mittwoch waren schon mehrere Hundert Personen in Roggensingers Feld. Der junge Bauer lernt schnell. Um den Schaden zu begrenzen, hat Guido Roggensinger die fünf Hektaren Weizen eingezäunt. Mit Hilfe von Mutter, Frau, Cousine und Hund bewacht er es auch. Ein Kässeli lädt die Besucher ein, einen Obolus zur Deckung des Schadens liegen zu lassen, der einige Hundert Franken beträgt. Und ein Cousin hat farbige Luftaufnahmen gemacht, die für 20 Franken zu kaufen sind.

Noch sieht der Bauer nicht, wann er sich wieder voll seinen 20 Mutterkühen und den übrigen 15 Hektaren seines Hofes widmen kann. Vor allem fürs Wochenende macht sich Guido Roggensinger auf einen Ansturm gefasst. In Büttenhardt SH waren vor zwei Wochen am Samstag und Sonntag weit mehr als 1000 Besucherinnen und Besucher durch ein Kornkreisfeld gestapft. Für den Fall eines Falles hat sich Roggensinger bereits abgesichert. Die Gemeinde würde das Parkieren regeln. Guido Roggensinger nimmt seinen Temporär-Job als Kornkreis-Manager ernst.


Der Landbote vom 8.7.2004:
Thalheim an der Thur: «Kornkreis» entdeckt

Rätselhafte Spuren im Kornfeld

Kornkreise sind ein mysteriöses Phänomen. Niemand weiss, wie sie entstehen, niemand kennt ihre Bedeutung. Gegenwärtig sorgt ein solcher im Thurtal für Aufsehen bei einheimischen und auswärtigen Schaulustigen.

von JEAN-PIERRE GUBLER

Irgendetwas ist da im Gang, sagt sich der aufmerksame Automobilist, parkiert seinen Wagen am Strassenrand und begibt sich zur Menschengruppe auf den Feldweg hinunter. Und in der Tat – seit letzter Woche ist hier zwischen Thalheim und Gütighausen der Teufel los. Zu Dutzenden pilgern Neugierige, bewehrt mit Feldstechern, Fotoapparaten und Videokameras, zu Guido Roggensingers Weizenfeld, in dessen Mitte seit letztem Samstag unverhofft ein so genannter Kornkreis zu sehen ist.

Kornkreise sind mysteriöse geometrische Figuren in einem bepflanzten Feld, die durch niedergedrückte Frucht gebildet werden. Zu ihrer Entstehung und Bedeutung gibt es alle möglichen Theorien; von Ufo-Landeplätzen war schon die Rede, von mysteriösen Kräften aus dem Erdinnern oder umgekehrt von Strahlen aus dem All. Und zuweilen sind es auch einfach mehr oder minder gelungene Werke von (menschlichen) Spassvögeln, die ihre Umgebung damit narren wollen. Bekannt wurde das Phänomen vor etwa 30 Jahren in Südengland, wo die ersten Kreise auftauchten. In den neunziger Jahren kamen kompliziertere Zeichnungen auf, inzwischen sprechen Spezialisten sogar von Piktogrammen. Um die geheimnisvolle Erscheinung hat sich eine eigentliche Parawissenschaft entwickelt, wie die Hunderten von Internetadressen zum Thema zeigen. Auch in der Schweiz gibt es eine entsprechende Anlaufstelle, wo letztes Jahr insgesamt zehn Kornkreis-Vorfälle gemeldet wurden.

Die Spezialisten kommen auch

Beim Thalheimer Exemplar handelt es sich um einen Kreis von rund 100 Metern Durchmesser, darin sieben weitere Bogensegmente und ein kleinerer, ebenfalls perfekt geformter Kreis. Gebildet wird die Figur durch niedergedrückte Ähren, die so etwa 2,5 Meter breite, scharf abgegrenzte Schneisen bilden. Entstanden ist die Figur in der Nacht vom letzten Freitag auf den Samstag. Die Nachricht vom geheimnisvollen Ereignis verbreitete sich in Windeseile, bald war das ganze Dorf im Bild. Jemand alarmierte die Spezialisten, und schon tags darauf standen drei Kornkreisforscher zum Augenschein im Thalheimer Weizen. Noch lasse sich nicht schlüssig sagen, ob es sich um einen echten oder nur um die Tat von Nachahmern handle, beschieden sie dem betroffenen Landeigentümer. Dieser, ein stämmiger Landwirt mit beiden Füssen auf dem Boden, neigt eher für die zweite Erklärung. Jemand habe sich da einen Streich erlaubt, vermutet Guido Roggensinger. Für ihn steht natürlich der Flurschaden im Vordergrund. Der Thalheimer macht aber gute Miene zum bösen Spiel: «Jeder kann glauben, was er will», sagt er und staunt gleichzeitig über das Publikumsinteresse für «seinen» Kornkreis. «Die Leute scheint das alles ungemein zu beschäftigen», stellt er fest, sogar aus Olten sei einer gestern angereist, und das Fernsehen habe ihn auch schon interviewt. Inzwischen ist der Rummel so gross geworden, dass er seine 5,5 Hektaren Winterweizen behelfsmässig eingezäunt und beim Zugang in sein Feld ein Kässeli zur Deckung der absehbaren Schäden und Umtriebe aufgestellt hat.

Wie die präzisen Figuren entstanden sind, darüber kann auch Roggensinger nur spekulieren. Mit einer Walze, die entlang einer der Traktorspuren in die Mitte des Feldes hineingetragen wurde? Mit Stangen und Richtschnüren, um die perfekten Kreissegmente ziehen zu können? Oder am Ende doch mit Hilfe von GPS, der Satellitennavigationstechnik, die auch beim Anlegen von Maislabyrinthen zur Anwendung kommt? Dass es sich um einen – allerdings aufwendigen – Schabernack handeln könnte, darauf scheinen die Luftaufnahmen hinzuweisen, die ein Helikopterpilot später der Redaktion zur Verfügung stellen wird. Ist in der abgebildeten Kornkreisfigur nicht eindeutig ein stilisierter Fisch zu erkennen? Die Fragen bleiben offen, das Rätsel vorderhand intakt.

Eine euphorische Städterin kehrt von der Besichtigung der Spuren aus den Tiefen des Feldes zurück. «Wunderschön!», strahlt sie den Bauern an, «ich komme wieder.» Dieser nickt, schaut aber doch etwas besorgt drein. Denn genau da liegt das Problem. Vorläufig hält sich der geschätzte Schaden in Grenzen, was aber passiert jetzt, da die Medien von der Sache Wind erhalten haben und die Stampede erst recht losgeht? Roggensinger fürchtet um seine Ernte, wohl nicht ohne Grund. «Schreiben Sie wenigstens, die Leute sollten nicht kreuz und quer durch den Weizen stapfen», lautet seine Bitte an den Journalisten. Die ihm dieser hiermit gerne erfüllt.

Internet: www.kornkreise.ch


Thurgauer Zeitung vom 9.7.2004

Mysteriöse Kreiszeichen imWeizenfeld

In Thalheim an der Thur ist in der Nacht vom Freitag auf den Samstag der grösste Kornkreis der Schweiz entstanden. Das Muster im Weizen zieht Leute an von weit her.

Kathrin Fahrni

Thalheim a. d. Thur – In der Nacht auf Samstag ist aus dem Winterweizenfeld der Familie Roggensinger ein Winterweizenfeld mit Kornkreis geworden. Innerhalb eines Kreises von rund 100 Metern Durchmessern ist der Weizen in einem komplexen Muster an den Boden gedrückt. Der Kornkreis in Thalheim nahe der Kantonsgrenze sei der perfekteste und komplexeste, den man je in der Schweiz gesichtet habe, sagen Kornkreis-Experten. Bereits Ende Juni war im schaffhausischen Büttenhardt ein Kornkreis entstanden. Die Ursache ist in beiden Fällen – wie bei allen Kreisen, die nicht nachweislich von Menschen erschaffen wurden – unbekannt.

«Der Schmerz wird stärker»

Wie ein Lauffeuer hat sich die Nachricht vom Thalheimer Kornkreis verbreitet. Er liegt etwa 15 Autominten entfernt von Frauenfeld. «Ich muss Ihnen den Weg nicht näher beschreiben. Das Feld liegt dort, wo die vielen Autos stehen», erklärt Bäuerin Gaby Roggensinger. Seit Tele Züri darüber berichtet hat, steht das Weizenfeld bei Besuchern aus allen Himmelsrichtungen ohnehin hoch im Kurs. Auf Anraten der Kornkreis-Erforschung Schweiz hat Bauer Guido Roggensinger das Feld eingezäunt. Für das Betreten des Kreises verlangt er 5 Franken. «Damit wirklich nur die hineingehen, die ein echtes Interesse haben», meint er. Ausserdem deckt das einen Teil seines Schadens, weil der plattgedrückte Weizen vom Mähdrescher kaum mehr erfasst werden kann.

Am Mittwoch über Mittag fanden sich Menschen aus Aarau, Zürich und Dübendorf auf dem Feld ein. Sie wandelten lange im Kreis, gingen vorsichtig darin herum. Andere zogen respektvoll die Schuhe aus oder pressten die Hände auf den Boden. Sie spürten eine starke Energie, sagten einige. Eine Frau aus Zürich stellte fest, dass sich der chronische Schmerz in ihren Hüften verstärkte, solange sie im Kreis steht. Dennoch erhoffte sie sich Besserung. Andere spürten Schmerzen in Operationsnarben oder ein immer stärker werdendes Kopfweh. Einer aus Dübendorf fühlte sich im Innern des Kreises, als hätte er einen Kater. «Das Gefühl fällt von mir ab, sobald ich draussen bin», stellte er fest. Die Vielfalt der Theorien, wie ein Kornkreis entstehen mag, war auch in Thalheim anzutreffen. Eine junge Frau aus dem Aargauischen vermutete, dass «es» vom Erdinnern komme. Ein anderer glaubte daran, dass die «Innerirdischen» eine Party gefeiert hätten und der Kornkreis Ausdruck davon wäre. Der Kopfwehgeplagte zog in Erwägung, dass das Korn «gewisse Reaktionen» der Erde übernimmt.

Bauer Roggensinger jedenfalls hat Anzeige gegen Unbekannt erhoben und damit einen weiteren Tipp der Kornkreis-Erforscher beherzigt. Beim Kornkreis in Büttenhardt hätten am Wochenende bis zu 2000 Leute am Feldrand gestanden. Die Gemeinde Thalheim reagierte ebenfalls. Feuerwehrmänner sind vorbereitet, den erwarteten Verkehr zu regeln.

Das Geheimnis ist noch nicht gelüftet

Wer für die Schaffung von Kornkreisen verantwortlich ist, ist nicht abschliessend erklärt. Esotherisch Inspirierte mögen Kräfte aus dem Erdinnern, höhere geistige Wesen oder das kollektive Unterbewusstsein der Menschheit selbst als Ursachen für Kornkreise vermuten. Strahlen von Satelliten sind genauso diskutiert worden wie Ufo-Landeplätze. Kritische Mitbewohner erklären sich Kornkreise eher mit elektrisch geladenen Wirbelwinden oder Pilzbefall, Wildtierschäden oder den Luftwirbel von Helikoptern. Selbst bei den grössten «Skeptikern» findet sich als Erklärung die Tatsache, das Kornkreise im Versuch spielend nachgemacht werden konnten. Die wenigen seriösen Wissenschaftler hätten sich aus dem Feld verabschiedet. (kat.)
www.skeptiker.de

Seltsamer Winkel von 15 Grad

Das Herzstück des Thalheimer Kornkreises hat etwa 20 Meter Durchmesser. Wie ein Haarwirbel sind die Ähren nach aussen und unten gedrückt, im Zentrum stehen einige wenige Halme aufrecht. Was stutzig macht, ist die Beschaffenheit der plattgedrückten Ähren. Die Halme sind jeweils an einem Knoten um etwa 15 Grad geknickt. Sie lassen sich nicht zurückbiegen, der Knick scheint vielmehr so gewachsen zu sein. Alle stehenden Ähren sind hingegen gerade gewachsen. Kurt Baumann, Leiter der Fachstelle Pflanzung und Düngung vom Arenenberg, kann den Knick auch nicht erklären. Dass sich niedergedrückte Pflanzen aufrichten, sei normal. Aber in der Zeit zwischen Freitagnacht und jetzt sei das so deutlich nicht möglich. (kat.)
www.kornkreise.ch


Andelfinger Zeitung vom 9.7.2004

Rätseln um die Kornkreise

jro. Sie sind vermutlich in der Nacht vom vergangenen Freitag auf den Samstag entstanden. Inzwischen hat der Rummel um die Kornkreise von Thalheim eingesetzt. Aus der weiteren Umgebung kommen sie daher, um das Phänomen zu bestaunen. Das grosse Rätselraten um die Kreise hat begonnen.

«Meine Cousine hat mich am Samstagmorgen gefragt, weshalb ich diese Figur in den Winterweizen gezeichnet habe». Guido Roggensinger, dem das heimgesuchte Feld gehört, fuhr darauf hin zu seinem Acker. Er staunte nicht schlecht. Eine schöne geometrische Figur ziert das Feld. Schön regelmässig liegen die Ähren am Boden, als wäre eine Walze darüber gefahren. Die Figur hat einen Durchmesser von rund 100 Metern. Sieben weitere Bogen im Innern des Kreises und ein kleinerer Kreis vervollständigen das Bild.

Ob es nun ein Jux, ein Zeichen oder eine Botschaft von Ausserirdischen sei, kann niemand mit Bestimmtheit sagen. Guido Roggensinger, ein Landwirt, der mit beiden Füssen auf dem Boden steht, glaubt eher an einen Jux. Allerdings, wie man eine solche Figur so exakt gestalten kann, weiss auch er nicht. Mit einer Walze, die mittels Schnur an einem Pfosten befestigt ist? Oder mittels GPS, dem Satellitennavigationssystem? Die Figur ist so präzis, dass sie, wenn sie denn von Menschenhand gemacht wäre, einen enormen Aufwand gekostet hat. Spekulationen über eine mysteriöse Entstehung dieser Kornkreise gibt es viele und es gibt alle möglichen Erklärungen dazu. Mysteriöse Kräfte aus dem Erdinnern, oder Strahlen aus dem All, oder ist gar ein Ufo gelandet? Die Tatsache, dass am Samstag Vollmond war, gibt den mysteriösen Theorien noch zusätzlichen Auftrieb.

Die Kunde von den Kornkreisen in Thalheim hat gar die Fachleute auf den Plan gerufen. Die Kornkreisforscher, so nennen sich die Spezialisten, haben das Weizenfeld mit der mysteriösen Zeichnung unter die Lupe genommen und die Figur vermessen. Sie bestätigen, dass sie sehr präzis gestaltet wurde. Ob es sich um einen echten Kornkreis handle, oder das Werk von Witzbolden sei, die ihre Mitmenschen narren wollen, können sie heute noch nicht sagen. Der betroffene Landwirt nimmt die Sache erstaunlich gelassen. Immerhin muss er einen Schaden tragen, welcher sich durch die Neugier der Menschen noch vergrössern könnte. Er bittet die Schaulustigen deshalb um Rücksichtnahme und macht darauf aufmerksam, dass von der Anhöhe nebenan sowieso mehr zu sehen sei als auf dem Feld selber. In der Hoffnung, von den Interessierten etwas an den absehbaren Schaden zu erhalten, hat Roggensinger ein Kässeli aufgestellt.


Schweizer Familie vom15.7.2004
Zur Person: Guido Roggensinger, Landwirt

Übersinnliches im Winterweizen

Der Schädel brummte mächtig, als Guido Roggensinger am Morgen des vorletzten Samstag erwachte: Der 33-jährige Bio-Bauer aus Thalheim an der Thur kämpfte mit den Folgen des «Züri-Fäschts». Wenig später stand er in seinem Winterweizenfeld und ärgerte sich über den Streich, den böse Buben ihm offenbar gespielt hatten: «Ich glaubte, da sei einer stockbetrunken mit dem Traktor durch meinen Weizen gekurvt.»

Vom Phänomen der rätselhaften Kornkreise, die während der Sommermonate auf europäischen Getreidefeldern auftauchen, hat der Bauer nie gehört. Und auch an ausserirdische Besucher oder geheimnisvolle Magnetfelder hat er «noch nie» geglaubt. Jetzt aber haben ihn Experten überzeugt: «Eine übersinnliche Macht hat sich an meinem Winterweizen zu schaffen gemacht.»

Jetzt zieht er Profit aus dem Landschaden: Für fünf Franken dürfen Kornkreis-Touristen zum Mittelpunkt des Phänomens vordringen. «Viele», sagt Roggensinger, «wollen eine ungewöhnliche Wärme wahrgenommen haben.»

Sein Cousin, der sich zum Heli-Piloten ausbilden lässt, hat auf einem Schulungsflug die Kamera mitgenommen. Erst aus der Vogelperspektive wird das präzise Muster sichtbar, das den «Thalheimer» zum schönsten und mit 80 Meter Durchmesser grössten Schweizer Kornkreis macht

Daniel J. Schüz

www.konrnkreise.ch


Tages-Anzeiger vom 19.7.2004

Ufo-Sichtung in der Nähe des Thalheimer Kornkreises?

Vor zwei Wochen tauchte bei Thalheim über Nacht ein grosser Kornkreis auf. Zu der Zeit wollen mehrere Personen unerklärliche Erscheinungen am Himmel beobachtet haben.

Von Heinz Girschweiler

Thalheim. – 80 Meter im Durchmesser misst das Kreis-Piktogramm, welches seit der Nacht vom 2. auf den 3. Juli das grosse Winterweizenfeld von Bauer Guido Roggensinger bei Thalheim an der Thur ziert (TA vom 7. und 8. Juli). So haben es Kornkreisforscher und Geometer in der Zwischenzeit ausgemessen. Zusammen mit dem Korn-Piktogramm von Büttenhart SH (140 m lang, 50 m breit), das eine Woche früher aufgetaucht ist, sei der Thalheimer Kornkreis der «bei weitem grösste», der bisher in der Schweiz registriert worden sei, heisst es auf der Homepage www.kornkreise.ch.

Wie aber ist er entstanden? Auch da ist Thomas Peterlunger aus Murten, der sich seit Jahren mit dem Kornkreis-Phänomen befasst, heute etwas weiter als nach dem ersten Augenschein vor zwei Wochen. Er hat auf dem Computer Flugbilder entzerrt und dann die Kreisbögen mit dem Zirkel nachgezogen. Auffallend sei, dass die Mittelpunkte der verschiedenen Kreise allesamt auf dem äussersten Ring der Figur lägen, dazu jeweils an Stellen, wo es bereits Traktorspuren vom Düngen her gegeben habe. Das lässt zumindest die Möglichkeit zu, dass das Korn mit menschlicher List umgelegt worden sein könnte. Auch ist den Kornkreisforschern aufgefallen, dass die Aussenränder der Ringe zwar sehr exakt seien, die inneren aber doch deutliche Unregelmässigkeiten aufweisen. Schliesslich weist Peterlunger darauf hin, dass der Kornkreis in einer Vollmondnacht entstanden ist. Da könnten Nachtbuben ohne künstliches Licht aktiv gewesen sein.

Indischer Guru im Kornfeld

Der betroffene Bauer Guido Roggensinger nimmt diese Hinweise dankbar auf: «Ich glaube auch bald, es geht in diese Richtung.» Nach all dem «Hokuspokus», den Roggensinger in den letzten zwei Wochen gehört hat, weiss er ab und zu nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Esoterisch angehauchte Zeitgenossinnen schwärmen ihm von der Kraft des Kreises vor, eine «Erlebnisschule» aus Zürich meditierte im Feld, dazu ein indischer Guru mit Anhang. Gesamthaft sind weit über 1000 Personen durch Roggensingers Kornfeld gestapft. «Die meisten verhalten sich vernünftig», anerkennt der Bauer. Einige kommen immer wieder: Eine Frau mit Weichteilrheumatismus sagt, der Aufenthalt im Kornfeld tue ihr sehr gut, eine andere mit einer Borreliose sagt das Gleiche.

Lokführer sah Lichterscheinung

Der Nachtbuben-These steht die Schilderung eines SBB-Lokomotivführers gegenüber. Der Mann fuhr in der besagten Nacht einen Züri-Fäscht-Spätkurs von Winterthur nach Stein am Rhein mit Abfahrt in Winterthur um 1.11 Uhr. Kurz nach Ossingen, um etwa 1.40 Uhr, bemerkte er auf der linken Seite eine Lichterscheinung am Nachthimmel: eine grosse, rundbogenförmige Figur in verschiedenen Grau-Abstufungen. Erst glaubte der Mann, es handle sich um eine Spiegelung im Fenster. Doch auch ohne Fenster blieb die Figur. Eine Zugbegleiterin und eine Kollegin sahen das Phänomen ebenfalls. Es begleitete den Zug bis zum Bahnhof Etzwilen. Dort verschwand es nach Angaben des Lokführers «in einer weissen Wolke über dem Wald». Damit noch nicht genug. Beim Halt an der Endstation Stein am Rhein hätten die drei am Himmel deutlich ein grosses, grün-rot-weisses Licht dreimal blinken sehen, erzählt der Lokführer.

Bei der Rückfahrt nach Winterthur kams noch dicker: An der Stelle zwischen Guntalingen und Ossingen, wo das Zugteam das unbekannte Phänomen zuerst entdeckt hatte, bekam der Lokführer auf der ganzen rechten Körperseite eine «sehr starke Hühnerhaut», die nach ein, zwei Minuten wieder abklang. Vollends verunsichert war der Mann, als er zwei Tage später in der Zeitung vom Kornkreis las, der zur gleichen Zeit nur wenige Kilometer entfernt entstanden war. Am vergangenen Donnerstag besuchte der Lokführer dann den Kornkreis von Thalheim, zusammen mit einer der beiden nächtlichen Begleiterinnen. Im Zentrum der Kornkreis-Figur verspürte er starke Kopfschmerzen, die erst beim Weggehen wieder abklangen, seine Kollegin hatte Ohrenweh.

Im Journal der Kantonspolizei sind für die ersten Stunden des 3. Juli keinerlei Anrufe erschreckter Leute verzeichnet, die auf ein Ufo hindeuten könnten. Hingegen hat eine kleine Festgesellschaft in Guntalingen das vom Lokführer beschriebene Phänomen ebenfalls gesehen.

Übers Wochenende gab es im Thalheimer Kornfeld nochmals einen Besucherandrang. Guido Roggensinger freut sich aber mittlerweile darauf, sein Weizenfeld in etwa zwei Wochen «mit Hochgenuss» abzuschneiden und das Kapitel Kornkreis zu schliessen. Die Ernte allerdings will Roggensinger dieses Jahr als «Kornkreis-Weizen» verkaufen.


Tages-Anzeiger vom 23.7

«Stichhaltige Belege gibt es bisher nicht»

Über den Ursprung des Kornkreises bei Thalheim wird eifrig spekuliert. War es gar ein Ufo? Ein wissenschaftlicher Experte für Parapsychologie hält wenig von derartigen Theorien.

Mit Walter von Lucadou* sprach Ralf Kaminski

Herr von Lucadou, Kornkreise entstehen jedes Jahr zu Hunderten rund um die Welt. Gibt es irgendwelche ernsthaften Anhaltspunkte, dass etwas oder jemand anderes als Menschen dahinterstecken?

Dafür gibt es bis jetzt keine stichhaltigen Belege. Und einige Kornkreisexperten haben sich schon blamiert, weil sie felsenfest von der «Echtheit» eines Kornkreises überzeugt waren, sich im Nachhinein aber rausstellte, dass er doch von Menschen gemacht worden war. Es gibt mittlerweile sogar Wettbewerbe, wer am schnellsten die schönsten Kreise machen kann.

Von echt und falsch kann man bei Kornkreisen also gar nicht reden?

Richtig, da man bisher keine kennt, die nachweislich nicht von Menschenhand stammen. Allerdings haben sich bis jetzt vor allem Hobbyforscher mit dem Phänomen beschäftigt, vielleicht würde man ja mehr herausfinden, wenn man mehr Geld in diese Forschung stecken würde.

Alle anderen Entstehungstheorien wie Ufos, Akupunkturpunkte der Erde oder Ähnliches sind demnach reiner Humbug?

Es ist durchaus erlaubt, fantastische Theorien zu entwickeln, auch in der Wissenschaft. Aber man muss sie belegen können, und das ist bisher nicht der Fall.

Beim Kornkreis von Thalheim wurde meditiert, einzelne Leute nahmen besondere Kräfte wahr, verspürten Kopfschmerzen oder eine Erleichterung bei ihrem Rheuma. Wie ist das möglich, wenn doch auch dieser Kreis aller Wahrscheinlichkeit nach von Menschen gemacht wurde?

Das ist ein ganz klassischer Effekt, den man auch aus der Medizin kennt: Menschen reagieren auf das, was sie erwarten – unsere Wahrnehmung ist nicht losgelöst von unseren Erwartungen. Und es gibt Menschen, die besonders beeinflussbar sind. Sie haben darüber gelesen, haben bestimmte Vorstellungen, gehen dahin und spüren dann auch etwas. Das zeigt einmal mehr, dass wir uns auf unsere subjektiven Wahrnehmungen nicht verlassen können. Natürlich heisst es nicht unbedingt, dass da gar nichts ist, aber es reicht nicht aus zur Objektivierung.

Woher kommt die Faszination für die Kornkreise?

Wenn man etwas nicht erklären kann, dann spriessen die Spekulationen – und für so was interessieren sich viele Menschen. Einige legen dabei zu viel Fantasie an den Tag und sind zu wenig kritisch, aber das ist nicht weiter schlimm. Das sind meist ganz aufgeweckte und neugierige Menschen.

Sie sind der Leiter einer parapsychologischen Beratungsstelle in Deutschland und bezeichnen sich als Experte für ungewöhnliche menschliche Erfahrungen. Sind Ihnen schon Phänomene begegnet, die sich nicht erklären lassen?

Das gibts praktisch jeden Tag unter den Anfragen an unsere Stelle. Auch nach einigen Abklärungen muss ich dann sagen, dass ich das nicht erklären kann. Aber davon geht die Welt nicht unter. Selbst wenn es zum Beispiel tatsächlich irgendwo spuken sollte, tut sich da kein Abgrund auf. Wäre es anders, wäre die Parapsychologie ein viel intensiver beackertes Gebiet.

Gibt es Übernatürliches wie Gespenster?

Es kann gar nichts Übernatürliches geben. Sollte mir je jemand beweisen, dass es so was wie Gespenster gibt, dann wären auch sie ein Teil der Natur und könnten entsprechend erforscht werden. Es gibt bisher jedoch keine Anhaltspunkte, dass Geister tatsächlich existieren.

www.parapsychologische-beratungsstelle.de

* Der Physiker und Psychologe Walter von Lucadou, 59, ist Leiter der Parapsychologischen Beratungsstelle in Freiburg i. Br.


Tages-Anzeiger vom 2.8

Der Kornkreis ist abgemäht

Thalheim. – Der Kornkreis von Thalheim gehört der Vergangenheit an. Am Samstag hat Bauer Guido Roggensinger das fünf Hektaren grosse Feld gedrescht und den Weizen in der Sammelstelle Thalheim abgeliefert. Dort wird der Kornkreisweizen separat gelagert und kontrolliert. Roggensinger ist von verschiedenen Müllern angegangen worden, die das Korn mahlen und als Kornkreismehl separat vermarkten möchten. Auch erwägt Roggensinger, ein Kornkreisbier brauen zu lassen. Ob dieses Vorhaben zu Stande kommt, ist allerdings noch nicht sicher. Das hänge von der Qualität des Weizens ab. Diese wird nach dem Gehalt an Kleber, nach der Trockenheit, nach dem Anteil des Abgangs (minderwertige Körner) und dem Pilzbefall ermittelt. Der Ertrag des ganzen Feldes beträgt 30 bis 35 Tonnen. Roggensinger hofft, mit der speziellen Vermarktung einen Mehrerlös von 10 bis 20 Prozent zu erzielen.

Guido Roggensinger ist froh, dass sich der Rummel um sein Weizenfeld dem Ende zuneigt. Die ganze Familie sei mit den Kräften an ihre Grenzen gestossen. Ein Trost ist, dass die Leute das aufgestellte Kässeli mit Eintrittsgeld gefüllt hätten. «Der Schaden am Weizenertrag ist grosszügig abgegolten», sagte Roggensinger.

Weil der Mähdrescher die flach liegenden Halme im Bereich der Figur nicht erwischte, lässt sich diese allerdings immer noch ablesen. Sobald es genügend geregnet hat, will der Bauer dann aber das Feld bearbeiten und anschliessend Gras säen. Dann wird auf dem ehemaligen Weizenfeld eine Wiese spriessen. (hgi)


Neue Zürcher Zeitung vom 3.8.

Magisches Bier

Der Thalheimer Kornkreis ist Geschichte

Benjamin Tommer

bto. Im Zürcher Thurtal hat am Wochenende ein Spuk sein vorläufiges Ende gefunden, dessen Wirkung wohl erstaunlicher ist als seine Ursache. Einen Monat lang hatte ein gegen 100 Meter grosser sogenannter Kornkreis Tausende Schaulustige auf ein Weizenfeld von Bauer Guido Roggensinger zwischen Thalheim und Gütighausen gelockt (NZZ 8. 7. 04). Am Samstag hat ein Mähdrescher aus dem vermeintlichen Werk Ausserirdischer Stroh und Korn gemacht.

Tausende Besucher mal fünf Franken

Roggensinger gibt auf Anfrage an, er sei froh, dass die Sache jetzt ein Ende habe, zu stark habe die Arbeit auf dem Hof gelitten. Er selber und seine Familie hätten in den zurückliegenden Wochen zur Hauptsache das Weizenfeld bewacht, um Schäden durch trampelnde Besucher zu minimieren. Rasch hatte der geschäftstüchtige Landwirt einen Zaun ums Feld gezogen und von den Besuchern fünf Franken Eintrittsgebühr verlangt. So gesehen sei das Weizenjahr gut, bilanziert Roggensinger lachend, beharrt aber darauf, die genaue Zahl der Besucherinnen und Besucher nicht zu kennen. Einige tausend seien es aber schon gewesen, womit der entstandene Schaden an der Kultur grosszügig gedeckt sei. Wer der Schweizer Landwirtschaft vorwirft, sie sei wenig innovativ, der muss sich zumindest von Roggensinger eines Besseren belehren lassen. Übers Internet verkauft er jetzt «Kornkreismehl», und bei ansprechender Qualität soll aus dem Korn in Zusammenarbeit mit einer Appenzeller Brauerei auch bald Kornkreisbier gebraut werden.

Geheimnisumwittert bleibt auch beim Thalheimer Kornkreis die Frage seiner Entstehung. Zahlreiche Besucher glauben an übernatürliche Kräfte. So hat ein Vater seine im Rollstuhl sitzende Tochter noch über das Feld gestossen, während der Mähdrescher seine Arbeit schon verrichtete. Der Winterthurer «Landbote» berichtet von einer Gruppe, die sich in der Nacht nach der Ernte auf dem Feld zu einem schamanischen Ritual mit Trommel und Beschwörungsritualen getroffen hat. Für sie ist das Feld in Thalheim auch wegen seiner geographischen Lage ein Ort der Kraft.

Schnüre, Pflöcke und ein Snowboard

Für andere Beobachter sind die seit Beginn der achtziger Jahre vermehrt zu sehenden Kornkreise nichts anderes als eine Form von Graffiti in der Landschaft, mit denen durchaus weltliche Artisten um Aufmerksamkeit buhlen. In Worb im Kanton Bern hat vor wenigen Tagen eine Gruppe auch für die Schweiz den Beweis erbracht, dass sich mit Schnüren, Pflöcken und einem Snowboard ein Kornkreis vom Schwierigkeitsgrad des Thalheimer Kreises in rund zwei Stunden herstellen lässt. Thomas Peterlunger, Mitbegründer einer Gruppe von Kornkreis-Erforschern in der Schweiz und Betreiber der Internetseite www. kornkreis.ch, bezeichnet den Kornkreis aber als «unbeeindruckend, unpräzis und als Menschenwerk schnell erkennbar». Die Macherin des Worber Kornkreises, Kathrin Gränicher, gibt auf Anfrage an, die Gruppe habe niemanden an der Nase herumführen, sondern nur probieren wollen, wie leicht sich ein Kornkreis herstellen lässt. Laut Gränicher geht es auf den Knien hinter dem Snowboard her rutschend «erstaunlich einfach». Ihre Vorbereitung sei allerdings minimal gewesen. Mit etwas mehr Übung lasse sich ein Kreis perfektionieren, gibt sie sich überzeugt. Und fügt an: «Nächstes Jahr werden wir einen viel schöneren machen!»

Der Thalheimer Landwirt Roggensinger hofft nach eigener Aussage jetzt auf Ruhe auf seinem Feld. Ganz sicher scheint er sich aber nicht zu sein, dass sein Feld rasch vergessen geht. In Abänderung seiner Fruchtfolge-Pläne lässt er im kommenden Jahr auf dem fraglichen Feld Gras wachsen. So sei der Schaden nicht allzu gross, wenn ihm auch nächstes Jahr noch unbekannte Besucher übers Feld pilgern sollten. Aufrechterhalten ist nach wie vor Roggensingers Strafanzeige gegen Unbekannt, die sich gegen die irdischen oder ausserirdischen Kreismacher richtet. Roggensinger bestätigt, dass die Polizei in diesem Zusammenhang auch schon einen Berufsschüler aus einem Nachbardorf befragt hat, der zum Thema Kornkreise eben eine Schularbeit verfasst.


Der Bund vom 3.8.
Kornkreis bei Konolfingen

«Es war kaum ein Ufo»

Schon vor drei Wochen hat Hans-Ulrich Streun den Kreis in seinem Kornfeld entdeckt. Erst jetzt gelangt er damit an die Medien. Es sei nicht der erste Kreis und er glaube nicht, dass er von Menschenhand geschaffen sei, sagt der Bauer.

Christian von Burg

Als er zum ersten Mal im Zentrum des Kreises gestanden sei, habe er gespürt, wie die Wärme von unten her durch seinen Körper geflossen sei. «Ein roter Vorhang fiel vor meinen Augen», erzählt Hans-Ulrich Streun. Wenn man den Bauer aus Ursellen bei Konolfingen vor sich sieht, so hat man nicht den Eindruck, vor einem Spinner zu stehen: Kräftig gebaut, in einem T-Shirt mit der Aufschrift «Costa Brava», das Handy an die kurzen Hosen gesteckt, steht er mit der Heugabel neben dem mysteriösen Kreis. Den Weizen hat er eben gedroschen. «Ich hätte das Getreide vergessen können, wenn ich früher informiert hätte», sagt Streun, «es wäre alles zertreten worden.»

Schon nach dem heftigen Gewitter vor drei Wochen sei ihm aufgefallen, dass auf dem Feld zwischen Ursellen und Gysenstein, das er seit 30 Jahren bewirtschafte, ein Teil des Weizens flach liege. Erst vor zehn Tagen, als er die Reife genauer überprüft habe, sei ihm die Kreisform aufgefallen. «Das kann nicht von Menschenhand stammen», sagt seine Frau, Ruth Streun, «es ist ein Wunder.» In einem Durchmesser von sechs Metern liegt das Getreide im Uhrzeigersinn spiralförmig auf dem Boden. «Und das ist nicht das erste Mal», ergänzt er. Letztes Jahr habe er einen ähnlichen Kreis gefunden, damals im Gras. «Der lag etwa 50 Meter weiter in Richtung Gysenstein.»

Seit Tele Bärn über den Kornkreis berichtet hat, ist in Ursellen etwas los. «Fast immer hat es jetzt Leute hier», sagt Streun. Ob sich damit nicht ein wenig Geld verdienen liesse? «Das ist nicht meine Art», sagt der Bauer, «nach der Ernte kann jetzt wirklich jeder kommen, der sich das ansehen will.» Die Frauen, die regelmässig im Kreis meditierten, habe er allerdings darauf hingewiesen, dass sie einen Schwangerschaftstest machen sollten: «Wer weiss, was die Ausserirdischen alles bewirken können», sagt Streun und lacht.

Erdstrahlen oder Wirbelwinde?

Wie erklärt sich das Ehepaar Streun die Existenz der Kreise? Er glaube nicht an Ausserirdische und «solches Zeugs – es war also kaum ein Ufo». Man solle aber auch akzeptieren, dass nicht alles erklärbar ist, sagt sie, «ich finde, wir sollten in diesen Kreisen vor allem das Schöne sehen».

Thomas Peterlunger aus Murten beschäftigt sich seit langem mit Astronomie, Ufologie und Kornkreisen. 1993 dokumentierte er den Kornkreis bei Gümmenen und seit vier Jahren führt er zusammen mit Werner Anderhub und Peter Jetzer die Homepage www.kornkreise.ch, auf der alle Beobachtungen beschrieben werden. Vom Kornkreis bei Konolfingen hatte Peterlunger noch keine Kenntnis. Deshalb konnte er ihn noch nicht auf seine «Echtheit» überprüfen. Es komme leider immer häufiger zu «Nachtbubenstreichen» (siehe Kasten unten rechts). Wer hat denn alle anderen Kreise zu verantworten? «Dafür gibt es eben noch keine Erklärung», sagt Peterlunger. Obwohl in der Nähe betroffener Felder immer wieder unerklärbare Leuchtobjekte am Himmel gesehen worden seien, sei er selber kein Anhänger der «extraterrestrischen Hypothese»; es könnten auch Kräfte sein, die von unten wirkten – «wir wissen es nicht».

Wäre es denn nicht möglich, dass kleine Wirbelwinde das Getreide kreisförmig zu Boden biegen? Ralph Rickli von Meteotest Schweiz: «Ja, das ist möglich – es gibt solche ‹Staubteufel›, die allerdings eher im Gegenuhrzeigersinn drehen.» Doch diese Thermikschläuche hätten Auf-, nicht Abwind. Zudem wären die Ränder der Kreise kaum so scharf geschnitten, gibt der Meteorologe zu bedenken. Und schliesslich: «Wie liessen sich so die Dreiecke, Ringe und Quadrate erklären, die in komplizierteren Kornkreisbildern auftauchen?»

Wallfahrt und Wunder

In den letzten Jahren wurde die Schweiz von einem wahren Kornkreisboom heimgesucht. Letztes prominentes Beispiel: Am dritten Juli entdeckte ein Bauer bei Thalheim im Zürcher Weinland ein Kreis-Piktogramm von 80 Metern Durchmesser. Bald stürmten Hunderte von Menschen sein Feld. Im schaffhausischen Büttenhardt, wo eine noch grössere Kornzeichnung entdeckt wurde (140 auf 50 Meter), stapften gemäss «Tages-Anzeiger» an nur einem Wochenende weit mehr als 1000 Besucherinnen und Besucher durch den Weizen. Der junge Bauer aus Thalheim umzäunte auf Anraten anderer betroffener Bauern sein Feld, verlangte fünf Franken Eintritt und verkaufte Luftbilder. Als der Lokführer und das Zugpersonal eines Regionalzuges dann noch meldeten, dass sie in der betreffenden Nacht über dem Feld unerklärliche Erscheinungen am Himmel gesehen hätten, nahm das Interesse weiter zu: Esoteriker brachten Flaschen mit Wasser mit, um sie mit «kosmischen Kräften» aufladen zu lassen. Kranke suchten das «Kraftfeld» auf und fühlten sich danach viel besser, wie der «Schweizer Bauer» berichtete. Im letzten Jahr wurden in der Schweiz gemäss Experte Thomas Peterlunger aus Murten zehn Kornkreise gemeldet. (cvb)

Kornkreis selbst gemacht

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit ist auch in Vielbringen bei Worb eine Kornkreisformation entstanden: Ein Ring mit 26 Metern Durchmessern, in den sternförmig 16 Kreise eingelassen sind. Handelt es sich dabei um den Landeplatz einer ganzen Ufo-Flotte? «Nein», sagt die 27-jährige Krankenschwester Kathrin Gränicher, «diese Kreise gehen auf unsere Kappe.» Sie hat sie zusammen mit ihrem Bruder und drei weiteren Helfern in das Feld eines befreundeten jungen Bauern gezeichnet. Fasziniert vom Phänomen sei sie im letzten Juli nach Südengland geflogen, um die dort viel häufiger auftretenden Kornkreise zu studieren. «Mein Bruder behauptete dann, solche Figuren liessen sich relativ leicht selber machen.» Kurz entschlossen hätten sie in der Garage der Eltern nach passendem Werkzeug gesucht: einen Pflock, Schnur und ein Snowboard. In nur zwei Stunden waren sie fertig. «Ich war ernüchtert, als ich realisierte, wie schnell das geht», sagt Gränicher, «sogar ohne die Halme zu knicken.» Experte Thomas Peterlunger aus Murten erkannte die Kornkreisformation jedoch als «Fälschung» (www.kornkreise.ch). Waren die Kornkreise in Worb nur das Übungsfeld für Konolfingen? «Nein, dort waren wir nicht», sagt Gränicher, «ganz ehrlich.» (cvb)

Eine Antwort auf „Besuch von Aliens?“

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