Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Wieder ist es soweit. Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Noch lange nicht – meinen Sie? Machen Sie sich gefasst auf die gefüllten Regale der Supermärkte mit Weihnachtsschokolade, Weihnachtsguezli, Weihnachtsfondue und …Punsch. Spätestens dann kriecht einem auch der letzte Gedanke kalt den Rücken hinunter: Was soll ich schenken? Noch lange nicht? Sie denken noch an den Kassensturz der Vereinskasse oder von der im Büro? Oder sind Sie noch am Abschlussbericht von dem Fall, welcher eh längst beim Kunden sein sollte, aber eben noch nicht ist, weil alles andere viel dringender war? Jetzt holt es uns ein. Ich nehme mir jedes Jahr wieder aufs Neue vor, dass ich Ende Jahr dann viel früher…und sowieso. Dann kommt der Anruf wegen eines Projekts, welches noch unbedingt vor Jahresende erledigt werden sollte, damit man Anfang des kommenden Jahres dann schneller wieder loslegen kann. Logischerweise kommt die Anfrage von einem Freund oder von einem guten Freund eines guten Freundes. Man kann ja nicht Nein sagen. Also klar macht man das. Als Dank werden einem dann noch Weihnachtsguetzli versprochen. Und schon wieder blitzt der Gedanke an längst Überfälliges auf.

Aber vielleicht gehören Sie ja zu den Menschen, welche sich systematisch auf solch plötzlich auftretende Ereignisse gut vorbereiten? Mit Listen, Terminen und Kontrollorganen. Vielleicht organisieren Sie ja sogar noch zusätzlich zu allem das Fest und schreiben Einladungen an Freunde und Bekannte. Oder Sie haben längst innerhalb der Familie eingeführt, dass jeder nur ein Familienmitglied beschenkt, fair verteilt per Los…

Google findet unter dem Stichwort «Weihnachtstress vermeiden» über 15 100 Ergebnisse in 0.4 Sekunden. Es muss also in unserer Natur liegen, also der Stress und nicht das Vermeiden von diesem.

Die meisten Vorschläge sind dann auch, wenn wundert’s, mehr als ungeeignet. Ein Beispiel? «Gönnen Sie sich in der stressigen Vorweihnachtszeit eine Auszeit, nehmen Sie sich ruhig einzelne Tage frei…», genau.

Wäre es vermessen, einen Fünfzigjährigen nach seiner Wunschliste zu fragen. Stünde da was drauf? Könnte man vereinbaren, pro Familie 100.– Franken zu spenden, anstatt sich etwas zu schenken? Warum nicht als ganzer Clan ins Kino gehen, mit Popcorn, Nachos, Cola und Glace inklusive?

Die Kinder wären enttäuscht meinen Sie? Ja, stimmt. Das wäre ich auch gewesen. Und auch als Erwachsener liebt man Geschenke. Es ist eben diese kleine Aufmerksamkeit eines Freundes oder eines Bekannten, welche so spannend als Vorfreude und dann gelungene Überraschung beim Auspacken ist. Dieses Gefühl, dass sich jemand Gedanken gemacht hat und sich, trotz allem, die Zeit genommen hat, etwas zu besorgen oder zu basteln…

«Wow Schatz, diese Krawatte, super!»
«Bitte, und danke Dir für diese tollen Socken.»

Eine Lösung wird’s wohl nicht so einfach geben ausser sich treiben zu lassen und zu geniessen.

Mit «Last Christmas» von «Wham!» wünsche ich
eine ruhige Zeit,
frohe Weihnachten,
und ein gutes Neues Jahr.

Marc Vock

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