Bräuche: Landsgemeinde

Wann es die erste Landsgemeinde gab, weiss man nicht genau. Erstmals Urkundlich erwähnt wird sie im Jahre 1403.

Nach 1815 gab es noch in acht Kantonen eine Landsgemeinde, zwischen 1848 und 1998 wurde die Landsgemeinde abgeschafft.

Seit 1990 dürfen auch die Frauen in den Ring. Doch schon 1989 kam die Frage auf, wie weisen sich die Frauen aus? Denn für die Männer gilt Traditionsgemäss nach wie vor noch der Säbel oder das Seitengewehr.

Einige Humoristen schlugen das Wallholz oder die Bratpfanne vor. Aber auch der Vorschlag die Frauen mit einer bestimmten Brosche zu schmücken kam nicht an. Schlussendlich wurden allen Stimmberechtigten Frauen und Männer ein Stimmrechtsausweis nach Hause geschickt. Auch wurde ein Kinderhütedienst organisiert. Als Betreuerinnen wirkten St. Galler Pfadfinderinnen und Kantonsschülerinnen. Keine Frau sollte wegen den Kindern die Landsgemeinde nicht besuchen können.

Heute gibt es die Landsgemeinde nur noch in Appenzell I.Rh. und in Glarus. In Appenzell findet sie jährlich am letzten Sonntag im April statt und in Glarus am ersten Sonntag im Mai.

An den Landsgemeinden werden über lokale Politische Geschäfte abgestimmt. Auch werden Behördenmitglieder (Landammann) gewählt.

Alle Personen die das 18. Altersjahr erreicht haben und in Appenzell I.Rh. wohnhaft sind dürfen den sogenannten Ring betreten. Als Ausweis gilt die Stimmkarte, für die Männer auch das Seitengewehr. Im Ring darf Jedermann oder -Frau auf den sogenannten Stuhl um sein Anliegen oder seine Meinung anzubringen.

In Appenzell beginnt die Landsgemeinde mit einem Festgottesdienst in der St.Mauritius Kirche.

Punkt 12 zieht der Aufzug der Behörden vom Rathaus zum Landsgemeindeplatz begleitet von Musik. Sobald der Stuhl durch die Regierung und Amtsleute besetzt ist, läutet der Messmer die Glocken, sie mahnen zur Ruhe und weisen auf die «Hegung» hin. Die «Hegung» bedeutet, dass jeder der jetzt noch stört, bestraft wird.

Der Landamman eröffnet die Landsgemeinde in Schriftsprache, um die Offiziellen Gäste zu begrüs-sen. Dann wechselt er auf Dialekt weil nun die Einheimischen angesprochen werden.

Das Landessigill wird auch heute noch Symbolisch gebraucht.

Zitat: «Das Landessigill (Siegel) darf nur derjenige führen, der dazu die Kompetenz und die nötige Macht besitzt. Daher auch das Prozedere während der Landsgemeinde: Der regierende Landammann zeigt das Siegel dem Volk und versichert, es nur nach Recht und Gewissen verwendet zu haben. Danach legt er es auf das Geländer des Landsgemeindestuhls und wartet auf die Wiederwahl. Kommt diese zustande, erhält er das Siegel zurück.

Die beiden heute noch rechtsgültigen Siegel sind mit einer Kette verbunden. Sie stammen aus den Jahren 1518 und 1530, als das Land Appenzell noch ungeteilt war. Das Landessigill wird zwischen zwei Landsgemeinden im Tresor des Innerrhoder Landesarchivs aufbewahrt.»

Natürlich darf an der Landsgemeinde Musik und Fest mit Essen und Trinken nicht fehlen.

Quelle: Buch von John Bendix, «Brauchtum und Politik», www.zeitzeugnisse.ch

pr

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