Noah Isler – Eishockey ist sein Leben

Die Schlusssirene heult durch die Dübendorfer Eishalle, das Spiel ist zu Ende. Es war ein spannender Match; nur knapp haben die Tabellenletzten gegen den EHC Winti verloren. Die Spieler reihen sich ein zum Handshake, dabei fällt auf, dass ein Heimspieler von den meisten Wintis sehr herzlich umarmt wird. Kein Wunder, es ist Noah Isler, der neun Jahre lang beim EHC Winterthur Eishockey gespielt hat! Seit seiner Geburt im Dezember 1996 lebt Noah Isler in Gütighausen, und seit dem Kindergartenalter spielt er Eishockey.

Dazu gekommen ist es eher zufällig: Ein Spielnachmittag im September 2001 wurde buchstäblich auf Eis gelegt! Die Freunde hatten nämlich Schlittschuhkurs an diesem Nachmittag, was irgendwie untergegangen war. So nahmen sie Noah und seine Schwester Leonie kurzerhand mit nach Bülach, mieteten ihnen Schlittschuhe und stellten sie aufs Eis! Dieses Erlebnis legte den Grundstein zu einer Leidenschaft, die bis heute nicht erloschen ist, im Gegenteil: Eishockey steht bei Noah absolut im Zentrum seines Lebens. Bereits im November 2001, während Noahs erstem Schlittschuhkurs (damals noch auf dem Zelgli) in Winterthur, wurde er von den Hockeyern «entdeckt». Ein Trainer nahm ihn mit in die Garderoben und rüstete ihn erst mal aus mit Schonern, Helm, Handschuhen, Hosen – Noahs Augen strahlten! «Dieser Junge gehört ins Eishockey, ab nächster Woche kommt er zu uns ins Training», liess man die Mutter wissen und damit mutierte sie zur sogenannten «Hockey-Mom»! Hätte sie damals gewusst, was dies bedeutet, wer weiss, ob sie nicht versucht hätte, ihren Sohn für eine andere Sportart zu begeistern?

Bald schon fuhr sie Noah zwei Mal pro Woche nach Winterthur ins Training. Da sich die kleinen «Bambinis» noch nicht selber anziehen resp. selber ihre Schlittschuhe schnüren konnten, musste immer genug Zeit eingerechnet werden: Hinweg + Anziehen + Training + Ausziehen + Duschen + Heimweg = locker 3.5 Stunden! Ab August 2002 kamen auch noch die Spiele dazu. So hiess es dann etwa am Samstag: Besammlung um 6.30 Uhr in der Eishalle Chur! Ja, Eishockey ist nicht zu vergleichen mit Fussball oder Riegen-Sport, die bei den jüngeren Jahrgängen eher regional ausgetragen werden. Eishockeyer (und ihre Chauffeure) kennen schon bald alle Eishallen in der gesamten Schweiz und im angrenzenden Ausland! Sinnigerweise fand Noahs erstes richtiges Eishockeyspiel in Bülach statt, also genau in der Halle, wo er zum ersten Mal «Eis geschnuppert hatte»! Er war total aufgeregt und konnte in der Nacht vorher kaum schlafen. Viel konnte er zum Spielgeschehen noch nicht beitragen, jedes Mal, wenn er den Stock hob, um nach dem Puck zu schlagen, landete er auf dem Eis! So stellte er sich knapp vor den eigenen Goalie und beschloss, wenigstens das Tor zu verteidigen! Dies sollte sich aber bald ändern, er trainierte konzentriert und verbesserte sich zusehends. Mittlerweile wurde bereits drei Mal pro Woche trainiert, das gefürchtete Morgentraining entpuppte sich als genial! Um 5 Uhr hiess es aufstehen und in die bereit gelegte Hockeyausrüstung schlüpfen. Bis auf den Helm, die Hand- und Schlittschuhe wurde Noah komplett ausgerüstet von seiner Hockey-Mom nach Winti ins Training gefahren, um 6 Uhr stand er auf dem Eis. Auf dem Heimweg gab es Frühstück im Auto, dann wurde er direkt in der Schule ausgeladen, hellwach und topfit! Erst in der Oberstufe konnte er diese Morgentrainings aus zeitlichen Gründen nicht mehr besuchen, die Schule startete zu früh.

Überhaupt wurde es in der Oberstufenzeit langsam kritisch. Der Trainingsaufwand stieg stetig und die Anforderungen der Schule wuchsen ebenso. Manchmal war es kaum möglich, alles unter einen Hut zu bringen. Mittwoch nachmittags fanden jetzt oft auch Spiele statt, mindestens einmal am Wochenende war Match und dazu kamen die vielen nationalen und internationalen Turniere. Die Zeit für Hausaufgaben und Lernen wurde enorm dezimiert, wer wie Noah nicht im Bus oder Auto lesen resp. lernen kann, hatte es zusehends schwieriger, in der Schule mitzukommen. Weniger zu trainieren stand nicht zur Debatte, denn wer nicht trainiert, der spielt nicht! Und alles, was Noah wollte und will, ist Eishockey spielen!

Zum Glück fand sich 2010 eine Lösung, den Sport und die Schule unter einen Hut zu bringen. In Frauenfeld wurde die Thurgauer Sporttagesschule Frauenfeld (TSTF) eröffnet, die junge Hockey-Talente schulisch und sportlich fordert und fördert. Noah wurde aufgenommen und startete mit einer Repetition der 2. Oberstufenklasse an der TSTF. Damit war auch die Zeit beim EHC Winti vorbei, gleichzeitig mit dem Schulwechsel erfolgte ein Clubwechsel zum EHC Frauenfeld. Jetzt trainiert Noah drei Mal wöchentlich am frühen Morgen, bevor er die Schule besucht. Nach der regulären Schulzeit heisst es für die Sportschüler: ab ins Lernstudio, wo sie von Fachlehrern in den Fächern unterrichtet bzw. unterstützt werden, die sie am Morgen verpasst haben. Und wenn dies alles erledigt ist, geht es ab ins Clubtraining! Noah absolviert pro Woche neun Stunden Eistraining, drei Stunden Krafttraining sowie zwei Hockeymatches, die ca. zwei Stunden dauern. Die Fahrtzeiten fressen unzählige Stunden …

Im Hinblick auf seine berufliche Zukunft stand für Noah von Anfang an fest, dass er auch weiterhin die Ausbildung und den Leistungssport verbinden möchte. So bewarb er sich an der UNITED school of sports in Zürich, die eine vierjährige Handelsschulausbildung anbietet. Genauer gesagt ist es eine Sporthandelsschule, da nur Sporttalente oder Sportler mit grossem Potenzial aufgenommen werden und der Hauptfokus auf dem Sport liegt. Dadurch hiess es, sich Gedanken um einen passenden Eishockey-Club zu machen, der aktive Nachwuchsförderung betreibt und den hohen Anforderungen gerecht wird, die die Handelsschule an ihre Schüler in sportlicher Hinsicht stellt. In der Region Zürich sind dies ZSC Lions, GCK Lions, Kloten Flyers sowie bedingt auch der EHC Winterthur. Bereits im September 2011 stand fest, dass Noah zu den ZSC Lions Novizen Elite wechseln konnte, der zur Zeit auf seiner Altersstufe (Jg 95 und 96) besten Mannschaft der ganzen Schweiz! Als im Dezember letzten Jahres auch noch der positive Bescheid über eine Aufnahme an die UNITED per August 2012 bei Noah eintrudelte, war sein Glück perfekt!

Der Weg zum Profi-Eishockeyer ist lang, hart und streng. Er verlangt von den Sportlern, dauernd an und über ihre Grenzen zu gehen, strikte Disziplin und immer vollen Einsatz. Viele Entbehrungen, wenig bis keine Freizeit, Ferien nur noch nach Absprache mit dem Trainer (nur im April und im Sommer). Auch die Familien müssen voll und ganz hinter ihrem Sportlerkind stehen und allzeit auf Abruf bereit sein. Der zeitliche und finanzielle Aufwand für diesen Sport sind enorm. Kosteten Noahs erste Hockeystiefel aus der Sportbörse noch 20 Franken, so sind seine heutigen Schlittschuhe ca. fünfzigmal so teuer …

Die Weichen sind gestellt, die Bedingungen erfüllt – wenn keine Verletzung hinzukommt, wird Noah seinen Weg konsequent weiter verfolgen. Seine Begeisterung und Leidenschaft für das Eishockey sind ungebrochen und nicht zu bremsen!

Rita Salomon Isler«Hockey-Mom»

Anmerkung 1
Noah spielt im Moment bei EHC Dübendorf Novizen Top, da er im Sep/Okt 2011 zwei Monate verletzt war.

Anmerkung 2
Noah besucht nach wie vor die Sekundarschule auf dem höchsten Niveau (im Thurgau ist dies Niveau E)

Anmerkung 3
Noah wird den KV-Typ E absolvieren

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