Titel: Ernährung damals und heute

Heutzutage findet man eine riesen grosse Auswahl an Lebensmitteln in den Läden. Gemüse wie Tomaten, Gurken und Zughetti kann man das ganze Jahr durch kaufen. Auch viele Früchte erhält man im Sommer wie im Winter. Diese haben zum Teil einen weiten Weg hinter sich. Noch nicht ganz reif werden sie schon geerntet und sind daher im Geschmack oft sehr wässerig. Wenn nicht genug Zeit zum Kochen bleibt, sind da noch die Fertigprodukte. Diese braucht man nur einige Minuten in den Ofen oder Mikrowellenherd zu schieben und fertig ist das Essen. Fehlt jedoch nicht nur die Zeit zum Kochen, sondern auch noch die Zeit zum Essen, dann holt man sich schnell ein Fastfood-Menu im Fastfood-Restaurant um die Ecke. Es ist bekannt, dass diese Produkte kalorienreich sind, einen hohen Fettanteil aufweisen und stark salzig oder süss sind.

Zu früheren Zeiten gab es keine tiefgefrorenen oder fertige Produkte. Überhaupt gab es im Laden keine so grosse Auswahl an Lebensmitteln wie heute. Das Gemüse wurde im eigenen Garten angebaut. Dieses wurde reif geerntet und enthielt so noch die ganzen Vitamine und Mineralstoffe. Das Obst war entweder vom eigenen Obstbaum oder aus der Region, es wur-de von den Händlern, die von Haus zu Haus gingen, angepriesen, oder man kaufte es direkt vom Bauern. Die frischen Produkte, die nicht sofort gegessen wurden, machten die Haus-frauen in Gläsern haltbar. Die Frauen verbrachten sehr viel Zeit in der Küche. Da wurde ge-backen, sterilisiert eingemacht und gekocht. In der Milchhütte konnte man Milch, Joghurt, Butter und Käse kaufen. Die Milchhütte nutzten die Hausfrauen zudem für einen Schwatz und um Neuigkeiten auszutauschen. Damals wurde kohlenhydratreicher und fettarmer gegessen als heutzutage. Fleisch ass man viel weniger, meistens nur am Sonntag. Tiere wurden nur im Herbst oder im Winter geschlachtet. Für die Zubereitung der Mahlzeiten wurde viel Zeit auf-gewendet. Mit Liebe und Handarbeit wurde das Essen zubereitet und zusammen mit der Familie gegessen. Die Begriffe «Lebensmittelpyramide» oder «Body Mass Index» kannte man nicht.


So wie im Idealfall, der oben dargestellt ist, war es natürlich nicht immer. Es gab zum Beispiel Jahre da war es zu nass oder zu trocken, es gab Missernten und wenn man dann nur das zur Ver-fügung hatte, was selber angebaut wurde, waren manche karge Jahre oder Jahre mit einsei-tiger Ernährung zu überstehen.


Dazu folgende kleine Geschichte aus dem Bekanntenkreis: Ein Familienvater aus der Stadt kümmerte sich fleissig um den Familiengarten. Es wuchs viel Gemüse, das auch täglich auf den Tisch kam. Aber in einem Jahr wuchs fast nur eine Sorte. Alle Beete waren gefüllt mit Krautstiel, und der wurde dann auch gekocht und musste gegessen werden, tagein tagaus. Seither konnte mindestens eines der Kinder lange Zeit Krautstiel als einziges Gemüse nicht mehr ausstehen.


Zur heutigen Ernährungsweise gibt es natürlich neben den schon erwähnten Mängeln noch andere offene Fragen, wie zum Beispiel der Energieverbrauch für den Transport und die Herstellung, für den Materialaufwand der Verpackungen und dann für die Entsorgung des Abfalls. Nicht unwichtig ist auch die Frage, wohin es führt, wenn bei uns Produkte aus Übersee billiger auf den Markt kommen, als solche, die in der nächsten Umgebung angebaut werden.

So wie in früheren Zeiten ist es auch heute gesund saisonale Früchte und Gemüse zu ge-niessen. Sich Zeit nehmen um frische Lebensmittel zuzubereiten und die Mahlzeit dann mit der Familie und Freunden zu geniessen, ist eine Freude, die damals wie heute gleich geblie-ben ist.


Zum Thema Ernährung erinnert sich Erika Zeller, 78, aus Gütighausen, wie man sich früher in ihrem Elternhaus in Grüt, Dinhard und später nach ihrer Heirat in Gütighausen ernährte:


«Im Frühjahr freuten wir uns riesig auf die ersten Kohlrabi und den ersten Salat, denn in den Wintermonaten gab es kein Frischgemüse. Im Herbst haben wir Weiss- und Rotchabis ge-erntet und zu Sauerkraut verarbeitet, Äpfel, Birnen und Zwetschgen gedörrt und alles Mögli-che eingemacht, auch Tomaten, Bohnen und Fleisch.

Wenn ich zurückdenke wie meine Mutter für vier Kinder, den Vater, die Grosseltern und den Knecht jahrein jahraus am Holzherd kochte und auch noch Zeit fand im Stall und auf dem Feld mitzuarbeiten, kann ich mir kaum mehr vorstellen, wie sie das schaffte. Es gab fünf währschafte Mahlzeiten pro Tag; «Zmorge», «Znüni», «Zmittag», «Zvieri» und «Znacht». Brot, Käse, Fleisch, Früchte, Gemüse, Kartoffeln, Eier, Most …


In Gütighausen und Thalheim hatten praktisch alle einen Gemüsegarten, Hühner, eigene Obstbäume und ein Schwein im Stall, das im Herbst geschlachtet wurde.

Pro Haushalt wohnten meist acht bis zwölf Personen; mehrere Kinder, Eltern, Grosseltern und Verwandte oder Angestellte.

Erika Zeller erzählt, dass sie auch regelmässig eigenes Brot hatten. Gebacken wurde es im Kachelofen, so viel, dass die Brote jeweils für ca. 10 Tage reichten. Gelagert wurden die Bro-te im Keller auf einem Brett das (zu Schutz vor den Mäusen) an der Decke aufgehängt war. Natürlich gab es am Sonntag auch mal Obstwähe oder Kuchen.

Im Dorfladen kaufte man relativ wenig Nahrungsmittel ein; vielleicht Reis, Mais, Griess, Teigwaren, Salz, Zucker, Gewürze, Tee. Die meisten Produkte wurden offen verkauft, nicht abgepackt. Ausnahmsweise gab es auch mal Orangen oder am Samstag eine Schokolade, die unter den Kindern säuberlich geteilt wurde.

Früchte und Gemüse wurden sterilisiert, eingemacht, zu Konfitüre verarbeitet oder in Essig eingelegt. War die Ernte gut, wurden Gemüse, Kartoffeln und Früchte auch auf dem Markt in Winterthur verkauft.

Im Gespräch gingen wir auch der Frage nach, was sich in den letzten Jahrzenten verändert hat und was denn heute so anders ist als damals.


Heute vergisst man, dass es bis in die 1960er Jahre noch kaum Gefriertruhen gab. Wer auch in den Wintermonaten die eigenen Produkte nutzen wollte, kam nicht darum herum diese ent-sprechend zu lagern und zu verarbeiten.


Die heutigen Möglichkeiten wie vakumieren und tiefgefrieren von Produkten vereinfachen Vieles, es ging dadurch aber auch viel bewährtes Wissen und Können verloren.

Der grösste Wandel im Umgang mit Lebensmitteln zeigt sich aber darin, dass nur noch We-nige ihre Grundnahrungsmittel selbst anbauen und verarbeiten. Gesellschaft und Lebensstil haben sich derart verändert, dass man sich kaum noch vorstellen kann, wie das früher funk-tionierte (ohne Strom, Tiefkühler und Mikrowelle).

Im Lebensmittelhandel wird heute eine überwältigende Vielfalt von Gemüse, Früchten und Fertigprodukten angeboten; Sommer und Winter. In den Einkaufszentren gibt es kaum noch erkennbare Jahreszeiten. Wer nicht erfahren hat wie und wann die Pflanzen bei uns wachsen und reifen, weiss kaum noch, was eigentlich Saison-Gemüse ist: wann bei uns die ersten Kohlrabi geerntet werden, wann die hiesigen Erdbeeren reifen und wann die Spargelzeit be-ginnt.


Erika Zeller betont, dass sie auf Fertigprodukte verzichte und lieber darauf warte, bis das Gemüse und die Früchte die bei uns wachsen, reif sind.


rr, cjo, cm, wjo

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