Eingesandt: Der Schulweg

Zum Thema dieser Dorfposcht gehört ja irgendwie auch der Schulweg. Da gibt es wohl für alle, Kinder und Erwachsene, mehr oder weniger prägende Erlebnisse. Am Sonntag habe ich dazu in einer Radiosendung von einem älteren Herrn eine, meiner Ansicht nach, sehr treffende Äusserung gehört. Er schilderte wie er in der ersten Klasse mit einem schönen Matrosenanzug und einem wunderbaren neuen Schultornister auf den Weg geschickt wurde. Dieser Weg führte durch ein Quartier mit berühmt, berüchtigten «Schlägern». Und wirklich, auch er Bub wurde jämmerlich verprügelt, ohne Grund, einfach so. Natürlich wollte er nicht mehr in die Schule gehen. Sein Vater redete dann mit ihm, er sagte: «Du bist sicher weniger stark als sie, sie sind dir auch zahlenmässig überlegen, aber du hast schnelle Beine. Schlägertypen sind meist faul. Wenn du sie siehst, dann renn einfach weg.» Sein Vater begleitete dann den Jungen am nächsten Morgen auf dem Schulweg, auf der einen Strassenseite ging der Bub, der Vater auf der anderen Seite. Und als die Bande dann kam,rannte der Junge weg, es funktionierte, sie hatten kein Interesse ihm nach zu rennen. Der Mann schilderte dann weitere Erlebnisse und wie er von den Eltern unterstützt wurde seinen Weg zu finden und zu gehen, sich durch zu setzten, auch ohne ebenfalls drein zu .

Die folgende Indianerweisheit ist mir dazu eingefallen:


«Wir sollten uns weniger bemühen den Weg für unsere Kinder vorzubereiten, als unsere Kinder für den Weg.»


Und noch etwas zum gleichen Thema habe ich am Samstag im Magazin des «Tages Anzeiger» gelesen. Die Schriftstellerin Paula Fox sagt da: «Und ich genoss in meiner Kindheit ein Privileg, das den meisten heutigen Kinder versagt bleibt: Freiheit. Die Freiheit, eigene Erfahrungen zu machen, die Freiheit nicht 24 Stunden am Tag unter der Obhut der Eltern zu stehen. Es liegt ein fataler Widerspruch in moderner Elternschaft: Heutige Eltern sind sehr viel liebevoller und hingebungsvoller als Mütter und Väter meiner Generation, das ist ein Fortschritt. Gleichzeitig drohen sie dabei aber, ihre Kinder zu ersticken. Sie scheinen in einer permanenten Angst um ihren Nachwuchs zu leben und wagen nicht mehr, ihnen Freiräume zuzugestehen, gerade hier in den USA. Wer nur schon ein Kind unbegleitet zur Schule schickt, gilt als Rabeneltern. So werden Kinder zu Gefangenen. Andersrum sind die Eltern auch Gefangene ihrer Kinder, indem sie deren Bedürfnisse über alles stellen.»

So weit zu diesem Thema. Vielleicht ist der Schulweg einer der wenigen Freiräume die den Kindern heute noch bleiben. Sofern sie nicht von den Eltern mit dem Auto in die Schule chauffiert werden …

Es wäre interessant Meinungen und Erfahrungen von Eltern oder auch von Kindern zum Thema Schulweg zu hören. Wir freuen uns sehr wenn sie uns ihre guten oder schlechten Erlebnisse mitteilen. Entweder an redaktion@dorfposcht.ch oder per Post an Redaktion Dorfposcht, Gemeinekanzlei, Thurtalstrasse 19, 8478 Thalheim.

cjo

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