Gespräche: Treffpunkt fehlt

Zum Gespräch im Mai haben sich eine junge Frau und zwei Männer bereit erklärt.

Wir haben Tanja Riegel, Marc Gutknecht und Bruno Weidmann in der Schürli-Beiz getroffen.

Tanja Riegel ist 32 Jahre alt, gelernte Physiotherapeutin, jetzt ist sie Hausfrau und Mutter. Tanja näht gerne, sie liebt alle kreativen Tätigkeiten wie schreiben, kochen etc. Sie wohnt mit ihrer Familie seit sieben Jahren in Thalheim.

Marc Gutknecht ist 31 Jahre alt, er ist gelernter Maurer, jetzt Polier. Seine Hobbys sind Turnen, (er ist aktiver Turner und Jugi-Leiter), Theater spielen und schiessen. Marc ist in Thalheim aufgewachsen, er lebte dann einige Jahr in Ossingen und Gütighausen und wohnt nun seit kurzem mit seiner Familie in Thalheim im Oberdorf.

Mai-Gespräche in der Dorfposcht

Bruno Weidmann, 31 Jahre alt, arbeitet als Disponent und Fahrer im Kurierzentrum in Zürich. In seiner Freizeit arbeitet er gerne mit Pferden, er ist im Vorstand de Reitvereins Andelfingen. Er engagiert sich auch im Turnverein, hilft mit beim Theater spielen und Schminken der Schauspieler. Bruno ist in Thalheim aufgewachsen. Nachdem er einige Jahre weg war von Thalheim, wohnt er nun seit zwei Jahren wieder im Dorf, nicht mehr im Elternhaus sondern in einer eigenen Wohnung.

Es gefällt ihm sehr gut hier. Von seiner Wohnung aus hat er eine schöne Aussicht, wenn das Wetter gut ist sieht er bis nach Frauenfeld, er hat Morgen- und Abendsonne und geniesst es jedes Mal, wenn er von Zürich aus der Hektik der Stadt wieder aufs Land kommt. Er findet es schön, dass er im Dorf viele Leute kennt. Im Gegensatz zur Stadt schätzt er hier die Ruhe.

Tanja geniesst die Nähe zur Thur wo sie oft mit dem Hund spazieren geht. Die Landschaft gefällt ihr und auch, dass es im Dorf noch einen Dorfladen gibt, schätzt sie. (Leider ist die Post nicht mehr im Dorf, das erste Jahr als Tanja in Thalheim war, gab es noch ein Postbüro.)

Tanja findet die Dorfbevölkerung freundlich und offen.

Marc schätzt besonders den guten Zusammenhalt im Vereinsleben des Dorfes. Ganz besonders positiv findet er, dass es im Turnverein viele Junge hat, die begeistert mitmachen und sich sehr einsetzen. Er ist froh, dass er nächstes Jahr seine Verpflichtung als Jugi-Leiter (er war elf Jahre Jugi-Leiter), den jüngern Turnern übergeben kann.

Auf die Frage: «Gibt es auch negative Punkte, vermisst ihr etwas in Thalheim», ist den drei jungen Leuten erst nach einigem Überlegen etwas eingefallen.

Alle finden, ein Bus am Wochenende wäre praktisch, besonders Gütighausen ist jetzt schon etwas abgeschnitten vom öffentlichen Verkehr.

Tanja vermisst einen Spielplatz wo man mit kleinern Kindern hingehen könnte und so auch Gelegenheit zu spontanen Kontakten mit andern Müttern und Kindern hätte. Im Sommer wäre ein «Badi» schön, die Thur ist für kleinere Kinder etwas gefährlich. Diesen Winter haben sich die Kinder und zum Teil auch die Mütter beim Schlitteln getroffen, das fand Tanja toll.

Marc fällt als negativer Punkt zuerst der Nebel ein, ihm persönlich mache er zwar nicht viel aus, aber Leute die an Orten mit wenig Nebel aufgewachsen sind, und dann nach Thalheim ziehen, leiden oft in diesen grauen Tagen. Marc erwähnt auch, dass es für kleine Kinder recht viele Angebote gebe im Dorf, (der «Pingutreff», die Spielgruppe), für grössere Kinder und Jugendliche aber ist nicht viel vorhanden ausser dem Turnverein.

Bruno: «Ja die Milchhütte fehlt, die war doch früher der Treffpunkt.»

Bruno und auch Marc finden, dass es etwas schade ist, dass alte Traditionen verloren gehen. Früher haben sich die Vereine nach einem kantonalen oder eidgenössischen Fest am Bahnhof abgeholt mit der Fahne. Anschliessend gab es einen Umzug durchs Dorf bis in die Beiz, wo dann je nachdem das Fest noch weiter ging.

Tanja fände es schön, wenn es einen Ort für ungezwungene, spontane Treffen gäbe im Dorf (eben wie früher die Milchhütte, da hat sich die Dorfjugend jeweils nicht nur getroffen wenn «Hüttenzeit» war, man hat dort abgemacht und ging dann je nachdem an die Thur zum baden oder «bräteln» oder sonst in den Ausgang.)

Marc erwähnt noch, dass der Dorfmärt eine ganz gute Sache sei. Da machen alle Vereine mit, es ist wirklich ein Anlass fürs ganze Dorf, für Jung und Alt, auch viele ehemalige Thalheimer kommen. Der TV hatte letztes Jahr zum ersten Mal eine Beiz mit Metzgete. Da dies recht aufwändig ist, war die Kasse nicht sehr reichlich gefüllt, aber alle die mitgeholfen haben, fanden es eine gute Sache.

Auch Bruno und Tanja finden den Märt sehr gut für das Dorfleben.

Tanja schätzt die Angebote der verschieden Vereine. Sie findet, es werde recht viel geboten, eine breite Palette. Tanja ist im Dorfverein. Sie hat diesen Verein gewählt, da im Laufe des Jahres verschiedene Anlässe durchgeführt werden und man sich engagieren kann ohne dass man zu viele Verpflichtungen hat. Man muss nicht jede Woche in die Probe oder ins Training wie zum Beispiel beim Singen oder Turnen. Es ist etwas lockerer, man hat trotzdem Gelegenheit Leute kennen zu lernen und zu treffen und etwas zusammen zu unternehmen.

Bruno möchte noch die gute Nachbarschaftshilfe erwähnen, jedenfalls in seiner Nachbarschaft sei dies sehr positiv.

Wir bedanken uns, dass sich die drei Zeit genommen haben für unser «Dorfposcht-Gespräch.»

Gespräch: cjo, Foto: wjo

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