Gedankenflug: Wenn das Mass gegeben wäre

Allerorten stehen grosse Holzstösse bereit für die Erstaugustfeuer. In den Bergen sind es die Höhenfeuer. Das sind für mich die grössten Attraktionen am Nationalfeiertag – wenn es denn der Zufall will, dass ich sie sehen kann. An vielen Orten gibt es ein traumhaft schönes Feuerwerk, neben welchem die Höhenfeuer fast verschwinden. Feuer muss auf jeden Fall sein am ersten August. Lebendiges Feuer in irgendeiner Form.

Feuer, eines der vier Elemente. Für mich das magischste, das unergründlichste, das anziehendste. Draussen an einem Lagerfeuer sitzen und in die Flamme schauen – da tauchen Gedanken, Bilder, Fantasien auf in diesem Rot-Gelb-Blau der Flammen. Hände und Gesicht werden heiss, am Rücken friert man – das gehört dazu. Im Feuer kann man Kartoffeln kochen, darüber Würste braten. Feuer im Ofen wärmt die Stube, was heute altmodisch tönen mag angesichts unserer properen Zentralheizungen. Kurz: Feuer macht uns mit seiner Energie das Leben angenehmer. Und um auf den Anfang zurückzukommen: Feuer ist für die Menschen auch ein Zeichen von Festfreude.

Während am einen Ort die festlichen Erstaugustfeuer brennen, lodern zur gleichen Zeit an andern Orten in der Welt tödliche Busch- und Waldbrände, Häuser brennen ab, Menschen kommen um. Das Feuer ist nicht nur ein begeisterndes Element, es ist auch eine gefährliche Kraft.

Meine Gedanken wandern zu einem andern der vier Elemente, zum Wasser. In Dürregebieten ersehnt man es als köstlichste aller Gaben. Ohne Wasser verdursten wir, ohne Wasser keine Pflanzen, keine Nahrung. Wasser ist ein Segen, Wasser ist lebensnotwendig. Wasser ist auch schön, denken wir an Seen und Wasserfälle, an die Meeresbrandung.

Was aber wenn zuviel Wasser vom Himmel fällt, wenn es Überschwemmungen gibt? Wie beim Feuer: Verwüstungen und Tod.

Alles hat seine zwei Seiten, ist nur okay, wenn es sein richtiges Mass hat …

Wie schön könnte es doch sein, wenn es anders eingerichtet wäre. Ich wünsche mir eine Welt, in der das richtige Mass ganz einfach gegeben ist. Feuer, wenns Feuer braucht, Wasser, wos Wasser braucht. Eine Traumwelt! Vielleicht kann ich sie dieses Jahr sehen in den Flammen vom Erstaugustfeuer.

Ursy Trösch

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