Waldtag in Thalheim

Schüler und Eltern bei den Jägern zu Gast

Die Jäger haben viel zu tun. An einem Waldtag haben sie aus ihrem Wirken für Wild und Wald orientiert. Zusammen mit Schulpflege und Lehrerschaft haben sie die Thal­heimer Schüler von Unter- und Mittelstufe mit ihren Eltern eingeladen. Es wurde ein gelungener Tag, der allen Beteiligten viel Freude machte.

Es war ein herrlicher Samstagmorgen, so richtig einladend für einen Gang in die freie Natur. Die meisten Schülerinnen und Schüler nutzten die Gelegenheit, doch ein paar sind nicht gekommen. «Die haben aber bestimmt etwas verpasst» meinte Sandra Blatter, denn soviel Interessantes gab es da zu hören und zu sehen. Zudem sind solche Lek­tio­nen die besten, denn was man so direkt erlebt hat, bleibt besser im Gedächtnis sitzen. Dann war da ja noch der Zmittag mit Würsten und Hamburgern vom Grill. Dazu spielten die Jagdhornbläser auf ihren Hörnern.

«Das war schlichtweg genial» erklärte Eveline Schüp­bach. Im Namen der Lehrerinnen sprach sie den Jägern den Dank für ihre objektive Darstellung ihres Wirkens zur Hege und Pflege von Wild und Wald aus. «Die Kinder stellten soviel interessante Fragen und die Jäger beantworteten sie souverän und mit viel Sachverstand». Der Waldtag war der Ab­schluss des Projektes Wald. In der Schule wurde das Thema eingehend behandelt, und an diesem schönen Samstagmorgen war praktischer Anschauungsunterricht an­ge­sagt.

Es war eine gelungene Sache, die sich in der kleinen Landgemeinde Thal­heim an der Thur abwickelte. Die Idee kam an einem Elternabend, als darüber diskutiert wurde, wie man den Kindern etwas Besonderes bieten könnte. Einen Tag im Wald zu ver­bringen, fanden die meisten, sei eine gute Sache. Die Lehrerinnen nahmen die Sache in die Hand. Nachdem die Schulpflege sofort grünes Licht gab, wandten sie sich an einen im Ort wohnhaften Jäger. Marc Edelmann setzte sich ebenfalls für die Sache ein und entwarf ein Konzept. Spontan sagte die ansässige Jagd­gesell­schaft ihre Mit­wir­kung zu, und zusammen mit weiteren Jagdkollegen wurde der Anlass organisiert. «Dass alle so spontan mitmachen, das gibt es wohl nur noch auf dem Lande» meinte Eveline Schüp­bach und gab ihrer Freude Ausdruck, in solch einer Gemeinde un­ter­rich­ten zu dürfen.

Die Jäger wussten, wovon sie sprachen. Man merkte gleich, dass es sich um gestandene Grünröcke handelte, welche über eine Materie referierten, in der sie sich auskennen. Ihrem Wissen war klar zu entnehmen, dass sie schon unzählige Stunden in ihren Re­vie­ren verbracht haben. «Arbeit gibt es für uns immer» meinte Hans Enderli, Obmann der Jagd­gesell­schaft Thal­heim. Reviereinrichtungen, wie Hoch­sitze und Salz­lecken in­stand­hal­ten, Revier­gänge, Wild­beo­bach­tungen, Ablenkfütterungen für Wild­schweine be­schi­cken, bergen von Fall­wild usw. Am meisten Zeit verbringt der Jäger wohl mit Wild­beobach­tungen, denn nur mit guter Kenntnis seiner Tiere ist er in der Lage, die Ab­schüsse selektiv zu Gunsten eines gesunden Wild­be­standes vor­zu­neh­men. Er muss die Wild­wechsel und die Einstände der Tiere kennen, muss wissen, wo Fuchs und Dachs ihren Bau haben, wann und wo Jungtiere vorkommen und die Tiere vor wil­dernd­en Hunden und anderen schädlichen Einflüssen schützen. «Jäger sein ist nicht ein Hobby, sondern eine Berufung» erklärt Robert Ober, Obmann des Nach­bar­re­viers Adlikon.

An verschiedenen Posten wurde Wissenswertes über verschiedene Tierarten und jagdliche Themen erklärt. Beim Posten Waldbau zum Beispiel erklärte der Ossinger Förster Peter Ulrich, dass ein Überbestand von Wild zu Feg- und Verbissschäden führen kann. Anhand von praktischen Beispielen zeigte er, dass solche Schäden all­ge­gen­wär­tig sind. In geringem Masse muss der Waldbesitzer damit leben können, häufen sie sich aber, so muss der Jäger eingreifen.

Damit die Schüler die Lektionen hautnah erleben konnten, waren im Gelände Tier­prä­pa­rate aufgestellt. Eine Bache (weibliches Wildschwein) mit Frischlingen (Junge) stand in einem Weizenfeld, an einem idyllischen Weiher präsentierten sich Graureiher, Biber und Enten. Am Ufer war gar ein kapitaler Hecht und zwei Eglis zu finden. An­hand dieser Präparate erklärten die Referenten Lebensraum und Eigenarten der ver­schie­de­nen Tiere. Erstaunt hörten Kinder und Eltern, dass das Reh in der Regel Mitte Juli bis Mitte August beschlagen (befruchtet) wird, das Ei verharrt dann aber in einer so ge­nann­ten Eiruhe und beginnt sich erst im November zu entwickeln. Die Jungen (ein bis drei) kommen dann erst im nächsten Mai zur Welt, also erst nach vielen Wochen. An einem riesigen «Fuchsbau» mit rund zwanzig Fuchslöchern erfuhren die interessierten Zuhörer, dass der Bau normalerweise vom Dachs gegraben wird und der Fuchs sich ins «gemachte Bett setzt» und die Höhle einfach mitbewohnt.

Eine Gruppe hatte be­son­de­res Glück. Kaum waren sie im Wald, hörten sie ein Rascheln im Laub, plötzlich machten sich drei Wildschweine davon. «Das war für mich ein besonderes Erlebnis» schilderte ein Vater die Begegnung begeistert. «Erstaunlich, wie elegant sich die massigen Tiere durchs Unterholz davonmachten».

Eindrücklich war aber auch der Posten über Umweltverschmutzung, den die Leh­rer­innen eingerichtet hatten. Kinder und Eltern staunten nicht schlecht, als sie erfuhren, dass zum Beispiel eine weggeworfene Aludose rund fünfhundert Jahre braucht, bis sie verrottet. Ein Zigarettenstummel braucht drei Jahre und ein Plastiksack fünf.

Zurück beim Schützenhaus, dem Ausgangspunkt des Anlasses, wurden die gut hundert Teilnehmer mit einem «Aser», so heisst das Mittagessen in der Jägersprache, belohnt. Wildschweinbraten, Wildburger und Würste, alles vom Grill, waren begehrt. Als be­son­dere Dar­bie­tung spielten die Jagd­horn­bläser der Winter­thurer Gruppe Eschen­berg auf ihren Parforce Hörnern wunderschöne Jagdmelodien. Kein Wunder, dass viele noch höckeln blieben und den schönen Früh­lings­tag genossen.

jro

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