Oberstufenschule

Zwei Mal jährlich werden in alle Haushaltungen der Kreisgemeinden der Oberstufenschule Andelfingen die Kursprogramme der Fortbildungsschule verteilt. Das Kursangebot ist breit gefächert von Kochen über Handarbeiten zur Gartenpflege, verschiedene Meditationskurse, Internet- und Sprachkursen und vieles mehr.

Die verschiedenen Kleider-Nähkurse führten in diesem Jahr wiederum eine Modeschau durch, an die ich eingeladen war. Ich sage es lieber gleich: Anita Egg, die scheidende Präsidentin der Fortbildungsschule ist meine Schwester. Wir wohnen beide in Gütighausen. Deshalb war es für mich eine «familiäre Verpflichtung», an dieser Modeschau, die im


Garten von Susanne Rüttimann in Oerlingen stattfand, teilzunehmen.


Das Nähen gehört eigentlich nicht zu meinen Hobbys. Wenn ich an die Nähschule von früher denke, fällt mir stets eine dunkelblau karierte Halbschürze ein, die ich damals von Hand nähen musste. Nicht nur, dass man aufpassen musste, dass sich ja die Karos nicht verschoben, auch die Farbe fand ich hässlich. Schlussendlich trug ich das Ding nie, und auch am Nähen hatte ich alle Freude verloren.


Zu Beginn hielt die Kursleiterin Susanne Rüttimann eine kleine Ansprache und Anita Egg, die Präsidentin der Fortbildungsschule informierte kurz über die Geschichte und die Aufgabe der Fortbildungsschule. Neben den sehr gut besuchten Langzeit-Kleidernähkursen, die über ein ganzes Schulsemester laufen, wurden wegen der grossen Nachfrage inzwischen auch Kurzkurse eingeführt, so z.B. Trikotnähen, der an sieben Abenden durchgeführt wird.


Anschliessend führten die Kursteilnehmerinnen gleich persönlich ihre selbstgenähten Kleider vor. Was ich da an dieser Modeschau bei sehr schönem Wetter zu sehen bekam, hatte überhaupt nichts mehr mit der damaligen Nähschule oder mit amateurhaftem Geschnurpfe zu tun. Die Kleider, die die Frauen präsentierten, konnten sich auf jedem Laufsteg sehen lassen: Schöne Stoffe in modernen Schnitten nach Mass wundervoll verarbeitet.


In Gedanken verglich ich diesen Abend mit der Modeschau «Gwand», die ich vor einiger Zeit in Luzern besucht hatte. Die Modelle waren knochendürr, und die Kleider sahen für mich unfertig und hässlich aus. Da hatte es heraushängende Fäden, herunterhängende Säume, schreiende Farben, die für mein Auge nicht zusammenpassten, und wirklich überhaupt nichts Schönes. Einzig die Lichtshow und die Musik fand ich akzeptabel, aber deswegen war ich ja nicht nach Luzern gefahren.


Das war bei dieser Modeschau ganz anders. Keine Musik unterstrich den beschwingten Gang der Modells und auch kein Scheinwerfer betonte irgendwelche Highlights. Es wurden uns hübsche Turngwändli, raffinierte Abendroben, schöne Deux-Pièces in abgestimmten Farbkombinationen und vieles mehr präsentiert. Sogar sehr schöne und praktische Regenmäntel haben die fleissigen Frauen genäht. Mir imponierte vor allem die liebevolle und sorgfältige Verarbeitung: Da passte bei jeder Jacke auch das aufwendig eingearbeitete Futter. Die Reissverschlüsse waren entweder sehr dekorativ mit Glassteinen verziert oder dann unsichtbar eingenäht. Und die Schnitte waren beileibe nicht «hausbacken». Da wurden viele tolle und elegante Kleider präsentiert, die ich am liebsten gleich in meiner Grösse bestellt hätte. Bei der gesamten Modeschau merkte man, wie stolz die Frauen und selbstverständlich auch die Leiterin Susanne Rüttimann auf diese Prunkstücke waren. Denn merke: Die selbstgemachten Kleider erkennt man nicht daran, dass kein Etikett im Saum eingenäht ist, sondern an der sorgfältigen und liebevollen Verarbeitung, den vielen passenden Details und dem tadellosen Sitz.


Auch die Stoffe selbst waren eine Augenweide: Von Samt- über Kaschmir, Woll- und Seidenstoffen wurde uns wirklich alles präsentiert. Sogar Hosen, Jacken und Jupes aus Lederimitat-Stoffe (zum Waschen!) sind in den Kursen genäht worden. Natürlich hat sich seit meiner Nähschule neben den Materialien auch bei den Nähmaschinen vieles verändert. So stehen der Fortbildungsschule in den Nähzimmern die ganze Infrastruktur mit modernen Näh- und Overlock-Maschinen zur Verfügung. Dadurch kann man selbstverständlich auch Nähkurse besuchen, ohne zu Hause eine dieser Maschinen haben zu müssen.


Nach der Modeschau stand für die zahlreichen Besucher ein reich ausgestattetes feines Buffet bereit, so dass sich alle davon überzeugen konnten, dass die fleissigen Kursteilnehmerinnen nicht nur schöne Kleider nähen, sondern auch sehr gut kochen können.


Strega

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