Flughafenpolitik

Seit zweieinhalb Jahren ist die Gemeinde Thalheim Mitglied im Schutzverband der Bevölkerung um den Flughafen Zürich. Eine Zwischenbilanz zeigt auf, dass der Entscheid zur Mitgliedschaft richtig war. Die Problematik rund um den Flughafen hat sich in den letzten Jahren wesentlich verstärkt. Es braucht deshalb den Schutzverband als ernst genommene, die Interessen seiner Mitgliedergemeinden markant, aber konsensfähig vertretende Kraft. Der Schutzverband leistet ausgezeichnete Arbeit.

Mit Gemeinderatsbeschluss vom 6. April 1999 trat die Gemeinde Thalheim dem Schutzverband bei. Aktueller Anlass waren die Ausbaupläne für den Flughafen, die auch für Thalheim zu Baubeschränkungen (keine neuen Wohnzonen) führen würden. Neben der Gemeinde Thalheim sind in den letzten 2 Jahren weitere Gemeinden beigetreten, so unter andern Adlikon, Andelfingen, Ossingen, Dorf und Henggart. Im Schutzverband sind im Moment 50 Gemeinden und Städte rund um den Flughafen zusammengeschlossen. Gemeinden unter 10’000 Einwohner haben Anrecht auf 2, grössere Gemeinden auf 3 Sitze in der Delegiertenversammlung, die 2 mal jährlich zusammentritt und die grossen Linien der Verbandspolitik festlegt. Der Vorstand unter Leitung des anerkannten Präsidenten Peter Staub setzt dann diese Politik in ausgezeichneter Art und Weise um.

Die Ziele des Schutzverbandes

Immer wieder wird dem Schutzverband von seinen Gegnern unterschoben, er sei gegen den Flughafen, gegen die Swissair usw. Das ist barer Unsinn. Der Verband setzt sich dafür ein, dass nicht einseitig nur die Interessen der Unique Zurich Airport, einer privaten Aktiengesellschaft, sondern auch die Interessen der lärmgeplagten Bevölkerung berücksichtigt werden. Er macht dies auf Grund der geltenden Gesetze.

Der Verband verfolgt gemäss seinen Statuten von 1998 folgende sechs konkreten Ziele:

  1. Sensibilisierung der Bevölkerung für die Probleme der Flughafenregion
  2. Stabilisierung der Gesamtbelastung durch Fluglärm und andere Emissionen
  3. Die gültige Nachtsperrordnung (23–6 Uhr) mindestens halten resp. durchsetzen
  4. Durchsetzen der vorgeschlagenen Lärmgrenzwerte
  5. Tätigkeit der Flughafenverantwortlichen aufmerksam verfolgen
  6. Mitarbeit bei der Erneuerung der Betriebskonzession (inkl. Betriebsreglement).

Immer stärkere Ablehnung der Wachstumsstrategie der Unique

Die Unique ist selbstverständlich an einem ungebremsten Wachstum der Flugbewegungen interessiert, weil das ihren Umsatz erhöht und (vielleicht) auch den Gewinn. Sie behauptet, es liege im Interesse der gesamten Wirtschaft Zürichs und der Schweiz, dass der Flughafen Zürich ein «Megahub» werde. Unterdessen geht aber die Wirtschaft auf Distanz zur Unique und ihren Wachstumsplänen. So haben am 27. Juni 01 in einem Podiumsgespräch in Dietlikon führende Vertreter der Wirtschaft erklärt, sie möchten lieber einen kleineren, dafür aber qualitativ hochstehenden Hub. Wichtig für sie seien gute Tagesverbindungen nach den wichtigsten Metropolen wie London, New York, Frankfurt, Rom und Paris. Am wichtigsten seien für sie rasche Abfertigung, zuverlässige Gepäckspedition und Pünktlichkeit. Diese Punkte seien bei 250’000 Bewegungen pro Jahr viel besser gewährleistet als bei den von Unique als nächstes Etappenziel angestrebten 420’000 Bewegungen. Grosses Erstaunen rief besonders auch die Information hervor, dass das Wachstum der letzten 5 Jahre praktisch nur auf Umsteigepassagieren beruht, die bereits 44 % aller Passagiere ausmachen. Die Swissair-Flugzeuge ab Zürich sind sogar zu 60 % mit Umsteigern gefüllt, die um jeden Preis nach Zürich geholt werden. Das führt dann zur grotesken Situation, dass ein Berliner für die Strecke Berlin-Zürich-New York wesentlich weniger bezahlt als der Schweizer im gleichen Swissair-Flugzeug allein für die Strecke Zürich-New York.

Die Turbulenzen der letzten Monate

In den letzten Monaten haben zwei Ereignisse die Voraussetzungen für den zukünftigen Flughafenbetrieb völlig verändert:

  1. Das Scheitern der Wachstumsstrategie «Hunter» der SairGroup. Sie führte die Firma in die finanzielle Katastrophe.
  2. Die Staatsvertragsverhandlungen mit Deutschland, die eine Neuverteilung der An- und Abflüge bedingen.

Die Situation bei der Swissair hatte zur Folge, dass die Flugbewegungen im ersten Halbjahr 2001 nicht weiter angestiegen sind. Die Abmachungen mit Deutschland führen dazu, dass im Spätherbst einige vorläufige Betriebsreglementsänderungen für die Abendstunden vorgenommen werden müssen. Dabei zeigt sich auch bereits, dass keine Region zusätzliche Belastungen auf sich nehmen will.

Die Forderungen des Schutzverbandes an das neue Betriebsreglement

Die vordringlichste Aufgabe in der Flughafenpolitik ist die Ausarbeitung eines neuen Betriebsreglements. Dabei verlangt der Schutzverband u. a. folgendes:

  • Alle Regionen und Gemeinden im Einzugsgebiet des Flughafens sind gleich zu behandeln.
  • Die durch den Flugbetrieb verursachten Immissionen sind ausgewogen zu verteilen.
  • Auf dem Flughafen Zürich sind maximal die heutige Anzahl An- und Abflüge / Jahr gestattet (330’000).
  • Qualitatives Wachstum (Zunahme der volkswirtschaftlichen Leistungsfähigkeit bei gleichbleibender oder sinkender Belastung; Basis 2000).

Natürlich werden vor allem die Forderungen nach ausgewogener Verteilung der Immissionen und nach Plafonierung der Bewegungen noch viel zu reden geben. Eine repräsentative Umfrage des Tages-Anzeigers vom Juni 2001 ergibt aber eindeutige Mehrheiten zu diesen strittigen Punkten. 70 Prozent der Bevölkerung sind für die gleichmässige Verteilung des Lärms und 67 Prozent wollen ein Einfrieren der Bewegungen. Der Schutzverband vertritt somit klare Mehrheitsmeinungen. Er ist die einzige Interessenorganisation, die keine St. Florianspolitik betreibt. Auch die Gemeinde Thalheim profitiert von der ausgezeichneten Arbeit des Schutzverbandes.

Erich Oberholzer und Peter Wettstein,Delegierte der Gemeinde Thalheim
im Schutzverband der Bevölkerungum den Flughafen Zürich

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