Interview: Motorrad ist mein Leben

Steckbrief

Name: Albert Nievergelt
Alter: 45
Wohnort: Gütighausen
Beruf: Mechaniker
Hobbys: Motorradfahren, Velofahren, Snowboard

Seit zwanzig Jahren gibt es die Niefi-Garage. Das Jubiläum wurde Ende März gebührend gefeiert. Inzwischen ist der Alltag eingekehrt. Die Töff-Saison hat begonnen. Das hat nicht selten Überstunden für Albert Nievergelt, im Volksmund «Niefi» genannt, zur Folge. Zuerst möchte ich einmal wissen:

Wieso schreibt man Niefi mit einem «F»?

Ursprünglich hatten wir unser Firmensignet mit dem grünen Töff und unseren Namen Nievergelt und Kollöffel, so heissen wir offiziell. Der Schriftzug war zu lang, und wir suchten zusammen mit einem Werbefachmann nach einer einfacheren Lösung. So tauschten wir das Töff-Signet mit dem Schriftzug Niefi aus. Niefi mit «F» sieht optisch einfach besser aus als mit «V». Ausserdem gibt das bei den Leuten anscheinend zu diskutieren, was auch nicht schlecht ist.

Wie war das vor zwanzig Jahren? Wie kam eure Garage zustande?

Eigentlich hatte meine Frau Cornelia die Idee. Sie hat eine abgeschlossene Fahrrad- und Motorradmechaniker Ausbildung. Ich lernte Autoservicemann, ein Beruf den es so heute nicht mehr gibt. Den Mechanikerberuf eignete ich mir im Laufe der Jahre mit Weiterbildungskursen an. Früher fuhr ich selber Motocross und schraubte sehr oft an irgendeinem Töff herum. So konnte ich mein Hobby zum Beruf machen.

Nebst dem Zweirad-Geschäft hattest du vor einiger Zeit die Suzuki-Vertretung. Reparierst du heute auch noch Autos?

Weil ich aus der Autobranche komme, flickte ich schon immer Autos. Suzuki fragte mich vor etwa zehn Jahren an, die Vertretung zu übernehmen. Es war in einer Zeit, als Suzuki erst etwa drei Automodelle mit einer einfachen Mechanik führte. Mit der Elektronik ist das heute viel schwieriger geworden. Man kann nicht mehr nur eine Motorhaube öffnen und am Motor herumschrauben. Es braucht Testgeräte. Ich repariere nach wie vor diverse Sachen wie Pneuwechsel, Auspuffwechsel oder mache auch Services.

Hat sich die Technik auch beim Motorrad so rasant verändert?

Ja, wie beim Auto. Als offizielle Yamaha-Vertretung bin ich aber sehr gut eingerichtet. Es war mir immer wichtig, in neues Werkzeug zu investieren. Werkzeug braucht es zum Arbeiten, auch wenn diese Investitionen nicht ganz billig sind.

Der Schwerpunkt ist heute also das Motorrad?

Ja, Motorräder und Fahrräder und nicht zu vergessen die Roller, von denen manch einer der Zweiradbranche profitieren konnte. Ganz früher gab es das Velo, das Mofa und das Motorrad. Dann kam die Zeit mit den Mountainbikes. Dadurch wurde das Mofa verdrängt. Jetzt kommen die Roller auf und verdrängten das Mofa noch mehr von der Strasse.

Welche Kundschaft gehört zu deinem Kundenkreis?

Ich habe viele junge Leute im Alter zwischen 16 und etwa dreissig Jahren. Dann besteht eine Alterslücke, weil manch einer, wenn eine Familie da ist, auf das Töfffahren verzichtet. Die Wiedereinsteiger kommen dann mit etwa 45 und so geht es weiter bis zum 80-Jährigen. Beim Töfffahrer gibt es verschiedene Kategorien: Der Rollerfahrer muss fahren, weil er noch nicht Autofahren darf. Dann gibt es jene, die Töff fahren, weil sie beispielsweise in der Stadt schneller vorwärts kommen als mit dem Auto. Eher zur älteren Generation gehören die gemütlichen Fahrer, die genüsslich in der Gegend herum fahren. Als letztes noch der sportliche Fahrer, der gerne mal aufs Gas drückt. Heutzutags macht das keinen grossen Spass mehr, weil die Verkehrsdichte so hoch ist und die Möglichkeit zum schnell Fahren gar nicht mehr besteht. Dieser Fahrer geht heute kaum mehr auf die Strasse, sondern fährt auf speziellen Motorradrennstrecken im Ausland. Ich fahre selber auf solchen Strecken und hole mir dort wertvolle Erfahrungen im Umgang mit dem Motorrad.

Früher warst du ein aktiver Motocross-Fahrer, du warst sogar Schweizermeister in der Kategorie National und International. Interessiert dich der Sport noch?

Interessieren schon, doch dieses Kapitel habe ich eigentlich nach 15 intensiven Jahren abgeschlossen. Ich finde es nach wie vor eine gute Sache. Die Fahrer können sich abreagieren, sind beschäftigt, im Gelände, weg von der Strasse und der Sport ist heute besser organisiert als früher. Die heutigen Jungen sind doch genauso explosiv wie wir es waren, und wo dürfen sie sich sonst noch austoben, ohne dass die Polizei kommt?

Konntest du von der Motocross-Zeit für deinen Betrieb profitieren?

Sehr. Viele Beziehungen kamen dadurch zustande. Ich hätte heute wahrscheinlich keine Yamaha-Vertretung. Ich konnte mir dadurch Kundschaft aufbauen. In einem Dorf wie Gütighausen gibt es fast keine Passanten, man muss die Kundschaft pflegen. Wenn ich einen Töff verkaufe, gebe ich dem Käufer eine Fahrstunde, erkläre, wie er mit dieser Maschine fahren soll, denn jeder Töff und jeder Fahrer ist verschieden. Da muss einiges zusammenstimmen. Mir ist es wichtig, dass ich zufriedene Kunden habe, die später wieder kommen.

Welches sind die Nachteile der Selbständigkeit?

Bin ich zuhause, bin ich immer auch mit einem Bein im Geschäft. Ferien kann ich mir sicher nicht in der Zeit vor Ostern leisten, wenn alle Motorräder aus dem Keller geholt werden. Wenn ich Ferien mache, ist das Geschäft geschlossen, das ist nicht immer ein Vorteil.

Welches sind die Vorteile?

Ich habe keinen Arbeitsweg, bin mein eigener Chef, kann meine Zeit selber einteilen.

Würdest du heute den Schritt in die Selbständigkeit nochmals wagen?

Ja, garantiert sicher. Bis jetzt habe ich es noch nie bereut. Motorrad ist mein Leben. Ich gehe heute noch jeden Tag gern zur Arbeit.

Albert Nievergelt, vielen Dank für dieses Interview. Ich hoffe, dass die Niefi-Garage weiter Erfolg haben wird und dir die Freude an deinem Beruf erhalten bleibt.

Marlies Schwarz

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