Nachgedacht: «Die Kehrseite des Technik-Segens»

Vor ein paar Tagen ist mir zufällig die Broschüre: «Hundert Jahre Eisenbahnlinie Winterthur–Etzwilen–Singen», die aus Anlass dieses Jubiläums herausgegeben wurde, in die Hände gekommen. Das war 1975, also auch schon fast wieder ein Vierteljahrhundert seither. Diese Broschüre gibt Auskunft über die Anfänge des Eisenbahnbaus, über das Auf und Ab des Unternehmens, die Beteiligung der einzelnen Gemeinden, über zu grosse Hoffnungen die Einnahmen betreffend, bis zum schliesslichen Konkurs der Nationalbahn. Die Bauzeit von nur zwei Jahren für die ganze Strecke dünkt uns auch heute noch erstaunlich. An die Schulden allerdings hatten die einzelnen Gemeinden bis fast in die Mitte unseres Jahrhunderts zu bezahlen. Seither (1875) ist schon viel Wasser die Thur hinuntergeflossen. 1878 erfolgte, auch im Zuge des Bahnbaus, die Umbenennung von Dorlikon in Thalheim. Die Station selbst wurde Thalheim-Altikon, und nicht etwa Altikon-Thalheim benannt. Die Entwicklung der Bahnen (und des Strassenverkehrs) brachte in unserem Jahrhundert grosse Veränderungen. Bis zum heutigen Stundentakt war ein weiter Weg. 1946 wurde die Strecke elektrifiziert.

In den letzten Jahren wurde einiges unternommen, um die Leute von der Strasse zurück zur Bahn zu bringen. Tageskarten, Halbtaxabo, sonstige Sonderangebote etc.

Was den Güterverkehr betrifft, wurde die Milch bis Ende der fünfziger Jahre per Bahn befördert. Lange Zeit dachten wird auch, unsere Getreidesammelstelle behüte uns davor, zur «personallosen» Station zu werden. Und nun ist es doch soweit gekommen. Seit Anfang dieses Jahrhunderts ist unsere Bahnstation nicht mehr bedient. Billettautomaten, (die einem für einen ausserhalb der Tabelle gelegenen Ort kein Billett ausspeien), «menschenlose» Stationen, niemand, der einem Auskunft gibt, all das kann man schon als Schikane empfinden… Für die obige Station kannst du dir selbst etwas einfallen lassen, z.B. an einer Umsteigestation an den Automaten rennen und nachlösen, auf die Gefahr hin, den Zug zu verpassen… eine andere Variante wäre, Schwarzfahrer zu spielen. Mit dem Risiko, in deinen alten Tagen als «Pschyysser» dazuhocken…

Der Segen der Technik zeigt uns hier seine Kehrseite. Sicher, wir sind verwöhnt, nur, auf einige Errungenschaften, die man uns schmackhaft machen will, würden wir gerne verzichten, z. B. auch auf die elektronischen Telefonbücher in den Kabinen.

Doch, das ist ein zu weites Feld…

Els Morf

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert